Inhalt
- Warum bekommen Ferkel Eisen?
- Wie funktioniert die Eisenaufnahme?
- Eisen-Dextran oder Gleptoferron
- Gleptoferron zeigt bessere Bioverfügbarkeit
- Mit Gleptoferron zu höheren Absetzgewichten
- Gleptoferron schützt vor einer Eisenmangelanämie - auch noch nach dem Absetzen
Warum Eisen spritzen?
Der Eisenmangel ist der häufigste Mineralmangel beim Schwein. Gerade Saugferkel sind gefährdet, da sie mit einem stark limitierten Eisenspeicher geboren werden. Durch das schnelle Muskelwachstum und die Bildung vieler neuer roten Blutkörperchen (Erythrozyten) wird vor allem in der ersten Lebensphase besonders viel Eisen benötigt. So hat sich die Eisengabe in den ersten Lebenstagen als Standardmaßnahme im Abferkelstall etabliert. Eine Möglichkeit den Eisenmangel präventiv anzugehen, ist die Injektion eines Eisenpräparates in den Muskel. Diese Maßnahme unterstützt den Körper und umgeht die zunächst nur limitierte Aufnahmefähigkeit des Eisens über den Darm.
Es gibt verschiedene Präparate und Wirkstoffe zur Prävention der Eisenmangelanämie beim Schwein. Neben einer Vielzahl oraler Pasten und Lösungen gibt es Wirkstoffe, die zur Injektion zugelassen sind. Gerade bei der Behandlung der Saugferkel ist eine Injektion am wirkungsvollsten, da der junge und eher unreife Darm noch nicht in der Lage ist, ausreichend Eisen zu absorbieren. Die dafür benötigten Rezeptoren müssen sich erst noch entwickeln.
Wie funktioniert die Eisenaufnahme?
Nach der Injektion wird der jeweilige Eisenkomplex durch das Blutplasma in das sogenannte retikulohistiozytäre System (RHS) überführt. Das ist ein System, welches der Speicherung von verschiedensten Stoffen dient. Besonders in der Leber, genauer in den Kupffer-Zellen (die Fresszellen der Leber) wird Eisen gespeichert. Hieraus kann das Eisen, später gebunden an Transferrin, bei Bedarf in das Knochenmark transportiert werden. Dort wird es zur Bildung von Hämoglobin und neuer Erythrozyten verwendet.
Messung des Eisengehaltes von Ferkeln ist mit HemoCue im Stall möglich
Eisen-Dextran oder Gleptoferron
Hat man sich für das Injektionsverfahren entschieden, bleibt noch immer die Wahl zwischen Eisen-Dextran und Gleptoferron – die beiden am häufigsten verwendeten injizierbaren Eisenpräparate. Doch worin unterscheiden sich diese beiden Eisenformulierungen?
Eisen-Dextran wurde zuerst 1952 zur intramuskulären Injektion und der Behandlung eines Eisenmangels hergestellt.1 Dabei wird das Eisen an ein zuckerähnliches Molekül gebunden, welches unter anderem die Aufnahme in die Zelle vermittelt. Es handelt sich dabei um das historisch ältere Präparat. Gleptoferron ist etwas jünger und enthält zusätzlich noch Heptonsäure. Diese dient der Stabilisierung und sorgt damit zusätzlich für eine höhere Bioverfügbarkeit.
Darstellung der chemischen Formeln beider Eisenformulierungen. Links: Eisen-Dextran. Rechts: Gleptoferron
Gleptoferron zeigt bessere Bioverfügbarkeit
In den letzten Jahren haben sich verschiedene Studien mit der Wirkung dieser beiden Substanzen beschäftigt. Prinzipiell sind beide Formulierungen sehr gut zur Prävention einer Eisenmangelanämie beim Saugferkel geeignet.
Wissenschaftler um Joaquin Morales fanden heraus, dass Gleptoferron allerdings in einigen Punkten besser abschnitt als Eisen-Dextran.2 Obwohl die maximale Eisenkonzentration im Blutserum erst später gemessen wurde als beim Eisen-Dextran, war diese höher. Auch konnte beobachtet werden, dass die Konzentration im Laufe der Zeit weniger schnell wieder abnahm. Die Tiere, die mit Gleptoferron behandelt wurden, zeigten eine ähnliche Zunahme von Hämoglobin (der rote Blutfarbstoff) und Hämatokrit (das Verhältnis von Zellen und Flüssigkeit im Blut) wie diejenigen die Eisen-Dextran erhielten, allerdings erreichte die Ferkelgruppe frühzeitiger höhere Werte und war insgesamt homogener. Das heißt, die Tiere hatten untereinander besser vergleichbare Werte.
Mit den erhobenen Daten konnte die relative Bioverfügbarkeit beider Formulierungen berechnet werden. Dabei zeigte sich, dass Gleptoferron 4,6-fach mehr absorbiert werden konnte als Eisen-Dextran. Innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Injektion sind nahezu 100 % des Gleptoferron absorbiert. Die Injektionsstelle zeigt dabei keine Rückstände oder Einfärbungen. Eisen-Dextran ist nach etwa 72 Stunden zu etwa 60 % absorbiert.
Mit Gleptoferron zu höheren Absetzgewichten
Die deutlich bessere Bioverfügbarkeit von Gleptoferron zeigt sich unter anderem in messbar höheren Hämoglobinwerten, aber auch einer besseren Wachstumsrate. Dies konnte in einer Studie von Daniel Sperling gezeigt werden.1
In dieser Studie wurden ebenfalls verschiedene Blutparameter untersucht, unter anderem Hämoglobin und der Eisengehalt im Plasma. Für beide Parameter schnitt Gleptoferron am Studienende (nach 31 Tagen) besser ab als Eisen-Dextran. Bis zum 18. Studientag zeigten die beiden Formulierungen vergleichbare Werte für sämtliche gemessenen Blutparameter. Das zeigt, dass Eisen-Dextran sehr gut geeignet ist, eine akute Eisenmangelanämie schnell zu puffern. Für einen längeren Effekt über mehrere Wochen, ist Gleptoferron besser geeignet.
Bei der Entwicklung des Körpergewichts unterschieden sich die Gruppen hingegen. Tiere, die am ersten Lebenstag mit Eisen-Dextran behandelt wurden, zeigten eine negative Korrelation zwischen dem Hämoglobingehalt und der Gewichtszunahme zum Ende der Studienzeit. Die Wissenschaftler vermuten hier, dass nach einer gewissen Zeit die Menge verfügbaren Eisens wieder sinkt und die Tiere erneut gefährdet sind, eine Eisenmangelanämie zu entwickeln. Damit fehlt ihnen eine wesentliche Ressource, was sich negativ auf ihr Wachstum auswirken kann.
Für Gleptoferron wurde diese Entwicklung nicht beobachtet. Dies legt eine effektivere hämatologische Aktivität von Gleptoferron nahe. Ebenso wird die bessere Bioverfügbarkeit von Gleptoferron diskutiert. Eine höhere und längere Verfügbarkeit führt somit zu einer insgesamt höheren Absorptionsrate von Eisen. Die einmalige Gabe von Eisen-Dextran führt somit zu einer reduzierten Eisenverfügbarkeit bei älteren Tieren.
Bereits 1986 wurde die Wirkung von Gleptoferron verglichen mit Eisen-Dextran untersucht.3 Es konnte gezeigt werden, dass sowohl Hämoglobin als auch Ferritin (eine Speicherform des Eisens) im Blut nach der Behandlung mit beiden Formulierungen anstiegen. Tiere, die mit Gleptoferron behandelt wurden, zeigten einen höheren Anstieg als Tiere, die Eisen-Dextran erhielten. Insgesamt waren die untersuchten Werte bei Tieren mit der Gleptoferron-Behandlung besser, was dem Gleptoferron eine bessere Effizienz attestierte, vor allem bezüglich der Absorption und Nutzung.
Gleptoferron schützt vor einer Eisenmangelanämie - auch noch nach dem Absetzen
Im Gegensatz zu Eisen-Dextran erhält Gleptoferron eine längere Wirkdauer, sodass die einmalige Injektion am ersten Lebenstag für ausreichenden Schutz vor einer Eisenmangelanämie bietet – auch noch nach dem Absetzen.
1 Sperling D, Freudenschuss B, Shrestha A, Hinney B, Karembe H, Joachim A. Comparative efficacy of two parenteral iron-containing preparations, iron gleptoferron and iron dextran, for the prevention of anaemia in suckling piglets. Vet Rec Open (2018) 5:e000317. DOI: 10.1136/vetreco-2018-000317
2 Morales J, Manso A, Martín-Jeménez T, Karembe H, Sperling D. Comparison of the pharmacokinetics and efficacy of two different iron supplementation products in suckling piglets. J Swine Health Prod. (2018) 26(4):200-207.
3 Yamada Y, Iwabuchi S. Therapeutic efficiency of gleptoferron and iron dextran on iron-deficient anemia in piglets. Journal of the Japan Veterinary Medical Association (1986) 39(11):693-697. DOI: 10.12935/jvma1951.39.693