Inhalt
- Eisenversorgung in den ersten Lebenswochen
- Auswirkungen einer Eisenunterversorgung
- Diagnose – wie kann ich den Verdacht einer Unterversorgung überprüfen?
- Welche Eisenwerte sollten meine Schweine haben?
- Was tun bei einer Unterversorgung
- Zusammenfassung
Die Versorgung und das Wachstum der Ferkel in den ersten Lebenswochen stellen die Weichen für das zukünftige Leben. Die Eisenversorgung ist bei Ferkeln ein essenzieller Bestandteil, um eine stabile Gesundheit und Entwicklung zu gewährleisten. Doch Eisen ist nicht gleich Eisen.
Eisenversorgung in den ersten Lebenswochen
Jeder hat solche Ferkel im Wurf schon einmal gesehen: blasse Haut, zurückbleiben im Wachstum, reduziertes Allgemeinbefinden – gerne auch „Porzellanferkel“ genannt. Dieses Bild spricht stark für eine Eisenunterversorgung.
Wenn Ferkel geboren werden, haben sie nur eine geringe Menge an Eisenvorräten, auf die sie zurückgreifen können. Im Vergleich zu anderen Tierarten muss bei der Versorgung nachgeholfen werden. Dies liegt auch daran, dass Ferkel bis zu 9-mal schneller wachsen als Kälber oder z.B. Kinder. Ferkel haben rund 50 mg Eisenreserven eingelagert und auch das Aufnehmen von 1 mg Eisen pro Tag über das Kolostrum reichen nicht aus, um sie optimal zu versorgen. Interessant ist zu erwähnen, dass Ferkel in der Freilandhaltung weniger Probleme damit haben, da sie schon in den ersten Tagen in der Erde wühlen und diese fressen, welche reich an Eisenverbindungen ist.
Um nicht anämisch (blutarm, blutleer) zu werden, müssten die Ferkel täglich 7 mg Eisen aufnehmen. Zusätzlich kann chronischer Blutverlust, z.B. durch zootechnische Eingriffe wie der Kastration oder dem Kupieren der Schwänze die Bedarfsmenge erhöhen. Daher werden Ferkel innerhalb der ersten Lebenstage mittels einer Injektion, in seltenen Fällen auch über das Maul (oral), zusätzlich mit Eisen versorgt.
Auswirkungen einer Eisenunterversorgung
Eine Eisenunterversorgung kann sehr schwere Auswirkungen auf die Tiere haben. Eisen ist ein zentraler Bestandteil des Hämoglobins, welches in den roten Blutkörperchen für den Sauerstofftransport verantwortlich ist. Zu wenig Eisen – zu wenig Sauerstoff. Zusätzlich kann die Eisenergänzung dazu beitragen, die Entwicklung des Darms zu fördern, indem die Beschaffenheit verbessert wird, die Schleimhautintegrität erhält und die Ausschüttung von Immunzellen verstärkt wird. Das klinische Bild einer Unterversorgung zeigt sich wie folgt:
- Blasse Ferkel – „Porzellanferkel“
- Struppiges Haarkleid
- Reduziertes Allgemeinbefinden
- Beschleunigte Atmung
- Vermindertes Wachstum
- Erhöhte Anfälligkeit gegenüber Infektionserregern
Diagnose – Wie kann ich den Verdacht einer Unterversorgung überprüfen?
Mittels einer Hämoglobinmessung kann man in der Praxis relativ einfach den Eisengehalt im Blut bestimmen. Dafür gibt es verschiedene Geräte wie z.B. das HemoCue Hemoglobin 201 Analyzer (HemoCue AB, Ängelholm, Schweden). Für die Untersuchung wird eine kleine Menge Blut benötigt, welches man mit einer sogenannten Mikroküvette aufsaugt und diese in das Gerät legt. Daher gilt zu beachten, dass es sich hier um infektiöses Material handelt und die Untersuchung durch oder im Beisein des Tierarztes erfolgen sollte.
Abbildung Messung Hämoglobin
Der Zeitpunkt der Beprobung sollte vor dem Absetzen der Ferkel sein. Für die Untersuchung empfiehlt sich folgendes Protokoll:
- Es sollten Sauen aus verschiedenen Paritäten untersucht werden: Jungsauen, 2.-3. Wurf Sauen sowie ab 4. Wurf Sauen
- Es werden 3 Ferkel je Wurf beprobt: Ein kleines, ein mittleres und ein großes Ferkel
- Ein Blutstropfen wird z.B. aus der Ohrvene gewonnen und von der Mikroküvette aufgesogen
- Anschließend wir diese in das Gerät gelegt und das Ergebnis abgelesen
Welche Eisenwerte sollten meine Schweine haben?
Eine Eisenunterversorgung wird beim Saugferkel mit Hämoglobinwerten unter 90 Gramm pro Liter (g/L) angegeben. Werte zwischen 90 und 110 g/L fallen in den Bereich einer subklinischen Anämie, das heißt, dass geringe Anzeichen einer Unterversorgung auftreten können. Ab 110 g/L und mehr sind die Tiere optimal versorgt. Bei der Interpretation sollte man im Hinterkopf behalten, dass die Nachkommen von Jungsauen höhere Hämoglobintiter haben können als die von Altsauen. Bei der Untersuchung von Sauen, was in gleicher Weise durchgeführt werden kann, gelten Werte von unter 100 g/L Blut als anämisch.
Was tun bei einer Unterversorgung?
Die Eisenaufnahme des Tieres hängt auch stark von der Beschaffenheit des Eisens ab. Generell sind zwei verschiedene Eisenverbindungen im Einsatz: Eisendextran, welches schon länger verwendet wird und das neuere Gleptoferron, welches zusätzlich eine Heptonsäure-Komponente hat und dadurch eine bessere Bioverfügbarkeit besitzt. Zusätzlich gibt es Unterschiede in der Verabreichung: die orale Gabe, welche hierzulande kaum mehr durchgeführt wird (damit kann das Wachstum von pathogenen E. coli Stämmen im Darm gefördert werden) sowie die Injektion, welche weiterverbreitet ist.
Fallen vermehrt Ferkel mit einer Anämie auf, so sollte das Eisenpräparat, die Applikationsform und die Anwendung im Bestand kontrolliert werden. Eventuell kann es auch hilfreich sein, eine zweite Eisengabe bei den Ferkeln vorzunehmen.
Zusammenfassung
Die Eisenversorgung beim Saugferkel spielt eine primäre Rolle und wird in der Praxis oftmals unterschätzt.
Mit dem Hämoglobinmesser lassen sich relativ einfach die Eisenwerte der Tiere bestimmen.
Die Versorgung mit Gleptoferron bietet gegenüber Eisendextran Vorteile und kann zu einer besseren Versorgung führen.
Die Bewertung des hämatologischen Status von Ferkeln sollte in unseren Betrieben ein Standardbestandteil der Bestandsbetreuung sein.