- Zusammenhang zwischen hohen Absetzgewichten und geringerer Sterblichkeit
- Leichte Ferkel mehr
- Schwere Absetzferkel sind bessere Futterverwerter
Vorsprung früh sichern
Unmittelbar nach der Geburt wird mit dem Saugferkelmanagement der Grundstein für eine gesunde Entwicklung gelegt. Die Ferkel müssen rasch an die Zitzen kommen, um ausreichend Biestmilch (rund 250 mL pro Tier) mit einem hochkonzentrierten Cocktail an Immunglobulinen und Energie zu erhalten. Nur dieser kann sie während der ersten Lebenswochen im Abferkelstall vor pathogenen Keimen schützen. Ein besonderes Augenmerk gilt hier den Sauen. Sie müssen für hohe Milchleistungen gut fressen und trinken. Eine mögliche MMA-Erkrankung sollte so früh wie möglich erkannt und behandelt werden. Die Ferkel erhalten von Anfang an Wasser zur freien Verfügung und Ferkelmilch, um spielerisch und angeregt durch die Sau, das Fressen aus der Schale und Trog mit Neugier und Nachahmungstrieb zu erlernen. Wenige Tage nach der Geburt erhalten die Ferkel Prestarter zur Gewöhnung an feste Nahrung. Bis zum Ende der Säugezeit lernen sie so ihren Hunger am Trog zu stillen und trainieren den Darm (Enzyme) für eine möglichst unkomplizierte Zeit nach dem Absetzen. Die frühe Beifütterung entlastet zusätzlich noch die Sau, die weniger ihrer Substanz verliert.
Richtwerte für Absetzgewichte von Ferkeln:
Absetzalter | Absetzgewicht pro Ferkel | Wurfgewicht |
21 Tage | 5,5 - 6,0 kg | ≥ 75 kg |
28 Tage | 7,0 - 7,5 kg | ≥ 90 kg |
Gesunde Darmentwicklung unterstützen
In den ersten vier Lebenswochen entwickelt sich das Verdauungssystem des Ferkels. Nicht zu vergessen, dass der Darm auch ein wichtiges Organ des Immunsystems ist. Je besser dieser entwickelt ist, umso widerstandsfähiger sind die Tiere gegenüber Erregern in ihrer Haltungsumwelt. Das Darmepithel entwickelt sich und bildet lange Darmzotten. Je größer die Darmoberfläche ist, umso mehr Futter können die Tiere nicht nur aufnehmen, sondern vor allem auch verwerten. Mit 28 Tagen sollte die Enzymproduktion im Ferkeldarm so gut funktionieren, dass sie überwiegend pflanzliche Nahrungskomponenten gut verdauen können. Zu diesem Zeitpunkt sollten die Ferkel sicher festes Futter aufnehmen. Je gleichmäßiger sich Würfe entwickeln, umso besser ist die Anpassung im Flatdeck. Die Varianz von durchschnittlich 7 kg schweren Absetzferkeln kann ± 2,5 kg betragen. Die leichten Tiere sind insgesamt unreifer als die schweren Tiere. Das gilt auch für Ferkel, die mit 21 Tagen abgesetzt werden.
Schwere Ferkel sind im Vorteil
In den vergangenen Jahrzehnten sind durch den züchterischen Fortschritt die Wurfzahlen stetig gestiegen. Je größer die Würfe, umso niedriger ist jedoch das individuelle Geburtsgewicht. Ein modernes und gut etabliertes Saugferkelmanagement kann das bis zu einem gewissen Grad auffangen. Die Voraussetzungen für hohe Leistungen im Flatdeck und der Mast werden im Abferkelstall geschaffen. Gesunde Ferkel, die bereits in der Saugferkelphase gut zunehmen, verkraften den mit dem Absetzen verbundenen Stress besser, als kleine, leichte Artgenossen. Wichtige Impfungen, wie zum Beispiel PCV2, Mykoplasmen und Co, werden am häufigsten um den Absetzzeitpunkt gemacht. Dies ist meist kurz vor der Trennung von der Sau und kann belastend für die Jungtiere sein. Die Ferkel fallen in dieser Zeit in ein Futterloch oder gehen zur Nahrungsaufnahme zunächst ausschließlich an die Sau. Unmittelbar darauf erfolgt das Umstallen, verbunden mit Trennungsstress und neuer Gruppenzusammensetzung. Haben die Ferkel schon frühzeitig festes Futter kennen- und fressen gelernt, wenden sie sich schneller dem ihnen bekannten Futter zu und können sich so - dank guter Reserven - im Flatdeck schneller erholen. Mit gutem Appetit setzen sie sich am Trog gegenüber Leichtgewichten durch und behaupten sich in der Gruppe.
Höhere Sterblichkeit leichter Ferkel
Die Auswertung der Leistungsdaten in einem großen spanischen Schweinebetrieb von über 1.000 Tieren haben in wissenschaftlichen Untersuchungen gezeigt, dass Ferkel mit einem Absetzgewicht von nur 3 kg eine Mortalitätsrate von über 25 % in der Aufzucht haben. Nur etwas mehr als die Hälfte dieser Tiere erreichten überhaupt das angestrebte Schlachtgewicht. Fast 20 Prozent der Tiere, die mit 4-5 kg Körpergewicht abgesetzt wurden, fielen noch bis zum 60. Lebenstag aus. Doch auch in diese Tiere wurde bereits viel Arbeit, Fürsorge, Futter, Energie und Tiergesundheitsmaßnahmen gesteckt. Jeder Tierverlust ist schmerzhaft und bedeutet die Nichtentlohnung von bereits geleisteten Investitionen.
Erst ab einem Absetzgewicht von 5 kg und mehr geht die Mortalitätsrate in der Aufzucht und dem weiteren Mastverlauf zurück. Die Verlustrate von Absetzern mit 4-5 kg beträgt im Flatdeck noch rund 5 %, bei Tieren mit 7-8 kg Absetzgewicht 2,5 %. Bei Tieren mit mehr als 9 kg Absetzgewicht ging sie auf null zurück.
Schwere Absetzer sind bessere Futterverwerter
Die Vorteile einheitlich schwerer Absetzferkel macht der Blick auf die Leistungsdaten in der Mast noch deutlicher. Die 10 % der schwersten Ferkel vom beim Absetzen 7,3 kg und mehr, die 10 % der schlechtesten Ferkel brachten maximal 4,3 kg beim Absetzen auf die Waage. Das durchschnittliche Absetzgewicht betrug 6,0 kg. Die 10 % der schwersten Absetzer in dieser Untersuchung benötigten 19,1 % weniger Futter in der Mast als die Absetzer mit geringeren Durchschnittsgewichten. Klingt erst komisch, aber hier ist die bessere Futterverwertung entscheidend:
Futterverwertung | Durchschnittliche Tageszunahme |
1 : 2,130 | 0,888 kg |
1 : 2,370 | 0,760 kg |
1 : 2,655 | 0,632 kg |
Die Leichtgewichte benötigen im Vergleich zu den durchschnittlichen Ferkeln sogar 25 % mehr Futter, nicht zuletzt, weil ihr unreifer oder zum Beispiel durch Kokzidien- und Durchfallinfektionen vorgeschädigter Darm das Aufzucht- und Mastfutter deutlich schlechter verwerten konnte. Schwerere Ferkel sparen durch die bessere Verwertung nach dieser Untersuchung 5 % Futterkosten gegenüber Ferkeln mit dem durchschnittlichen Absetzgewicht von 6,0 kg. Extra Futterkosten von 6,6 % verursachen dagegen die leichtesten Absetzferkel, verglichen mit dem Durchschnitt.
Kurze Mastzeit bedeutet höhere Gewinne
Vorteile schwerer und frohwüchsiger Absetzferkel sind nicht allein geringere Futterkosten. Die besten 10 % der Tiere aus der Studie erreichten nach knapp 90 Tagen ein Lebendgewicht (Schlachtreife) von 103 kg. Je leichter die Ferkel beim Absetzen waren, desto länger benötigten sie, das entsprechende Endmastgewicht zu erreichen. Das bedeutet am Ende, dass Sie nicht nur höhere Futterkosten (durch eine schlechtere Futterverwertung), sondern auch die entsprechenden Tage mehr Tierbetreuungskosten und Energiekosten haben sowie die längere Belegung des Mastabteils kompensieren müssen: Der Deckungsbeitrag sinkt.
Gute Zunahmen setzen gesunden Darm voraus
Ferkel, deren Darm sich in den ersten Lebenswochen der Säugezeit gut entwickeln kann, gehen bereits beim Absetzen mit einem höheren Gewicht und deutlichen Vorteilen gegenüber leichten Tieren in die Aufzucht. Die hohen Leistungen zeigen diese Tiere bis zum Mastende. Besonders Kokzidien können die Entwicklung des Darmepithels in einer frühen Phase durch den sogenannten 10-Tage-Durchfall stören. Die Ausbildung der Darmzotten solcher Ferkel ist mangelhaft und die Futterverwertung auf Grund der verringerten Oberfläche geringer als bei gesund entwickelten Jungtieren. Infizieren sich solche Ferkel zusätzlich mit viralen oder bakteriellen Durchfallerregern, allen voran Clostridium perfringens (Typ A), können sie den entstehenden Rückstand durch den stark geschädigten Darm im weiteren Verlauf der Mast nicht mehr aufholen. Schon zum Absetzen sind die betroffenen Gruppen dezimiert und auseinandergewachsen. Auch eine mangelhafte Eisenversorgung oder eine Eisenlücke bei frohwüchsigen Ferkeln können die Zunahmen in der Säugezeit beeinträchtigen. In der Praxis hat sich die kombinierte Gabe von Toltrazuril gegen Kokzidien und Gleptoferron zur Eisenprophylaxe aus einer Spritze in den ersten 96 Lebensstunden bewährt und wird bevorzugt 24 Stunden nach der Geburt der Ferkel eignesetzt.