Kokzidiose, eine häufige Ursache für Saugferkeldurchfall

7 April 2023

Article Saugferkeldurchfall

Inhalte

  • Einführung
  • Wie infizieren sich die Ferkel? - Übertragungswege
  • Symptome der Kokzidiose
  • Zusammenfassung

Einführung

Die Kokzidiose ist eine Parasitose , ausgelöst durch Einzeller , sogenannte Protozoen. Bei einem Befall schädigen sie das Dünndarmepithel  und lösen so Durchfälle beim Saugferkel  aus. Diese können von wässrig bis pastöser Konsistenz sein, variieren farblich von gelb bis weiß und sind übelriechend.

Infizierte Ferkel scheiden Oozysten (die späteren infektiösen Stadien) aus, welche die Umgebung kontaminieren. Obwohl subklinische Infektionen keine bis kaum Symptome auslösen, verursachen sie erhebliche ökonomische Verluste in der Schweineindustrie. 

Wie infizieren sich die Ferkel? - Übertragungswege

Kokzidien sind einzellige Parasiten (Protozoen)  der Gattungen Eimeria, Cystoisospora  und Cryptosporidium . Der Erreger Cystoisospora suis (C. suis)  ist einer der Hauptverursacher für Durchfälle beim Saugferkel1.

Das Wissen über den Lebenszyklus und die Infektionswege der Kokzidien  ist essenziell, um die richtigen Präventions- und Kontrollmaßnahmen durchzuführen.

  • Die Ferkel infizieren sich durch die Aufnahme infektiöser Stadien aus ihrer Umwelt
  • Kokzidien vermehren sich in der Darmschleimhaut, schädigen diese und beeinträchtigen so die Nährstoffaufnahme der Ferkel
  • Die Oozysten  sind außerordentlich widerstandsfähig und bleiben in der Umwelt lange infektiös, sie sind schwer zu beseitigen

Saugferkel infizieren sich meist innerhalb der ersten Lebenswoche durch Aufnahme infektiöser Stadien aus ihrer Umgebung. Oozysten sporulieren besonders schnell bei hohen Temperaturen (32-35 °C) und hoher Luftfeuchtigkeit.” 

 

Wussten Sie, dass sich die meisten Ferkel in kontaminierten Abferkelbuchten infizieren?

Abbildung Entwicklungszyklus C suis Schema: Der Entwicklungszyklus von C. suis ist außerordentlich komplex. Dabei wird zunächst unterschieden zwischen einem inneren und äußeren Teil. Innerhalb des Schweins findet wiederum eine ungeschlechtliche, anschließend eine geschlechtliche Entwicklung der Einzeller statt. Am Ende dieser Entwicklung steht die Oozyste, die ausgeschieden wird. Damit diese infektiös wird, muss sie außerhalb des Schweins reifen. Erst am Ende dieser Reifung steht die sporulierte, infektionsfähige Oozyste. Die Temperatur und relative Luftfeuchtigkeit spielen bei der Sporulation eine wichtige Rolle. Bei hohen Temperaturen (25 bzw. 30 °C) und einer niedrigen Luftfeuchtigkeit (53 % bzw. 62 %) sterben die Oozysten innerhalb von 24 Stunden ab. Hingegen scheinen 25 °C und eine relative Luftfeuchtigkeit von 100 % sich am besten für die Sporulation zu eignen.

Ob die Sau selbst zum Infektionsgeschehen beiträgt, ist umstritten. Sicher ist jedoch, dass die durch vorherige Durchgänge verursachte Kontamination der Buchten die Hauptursache für die Infektion mit Kokzidien ist1. Infizierte Tiere können im Verlauf der Erkrankung mehrere Tausend Oozysten mit dem Kot ausscheiden.

50 % der Ferkel werden bis zum Ende der ersten Lebenswoche zum Ausscheider. Fünf Tage nach der Infektion können Oozysten im Kot infizierter Ferkel nachweisbar sein.” 

 

Die einfache Infektion  und das große Ausmaß der Kontamination  erklären die weite Verbreitung der Kokzidiose in den landwirtschaftlichen Betrieben. 

Durch die Entwicklung und sexuelle Vermehrung der Einzeller in den Epithelzellen des Dünndarms, werden diese zerstört.2 Durch zusätzliche Infektionen, z. B. mit Clostridium spp. kann dieser Effekt noch verstärkt werden.

Eine Studie, durchgeführt in den europäischen Ländern mit großer Schweineproduktion,  konnte zeigen, dass über 70 % der schweinehaltenden Betriebe positiv für C. suis  und etwa 50 % der Würfe  betroffen sind2.

Einige Wissenschaftler sagen, dass C. suis ein ubiquitär vorkommender Erreger ist. Da die Diagnostik allerdings nicht ganz einfach ist, sieht man möglicherweise nicht das gesamte Ausmaß3.

Symptome der Kokzidiose

Das Hauptsymptom einer C. suis-Infektion  ist die Ferkelruhr (Diarrhoe ). 

Es ist wichtig, die Kokzidiose von anderen Darmerkrankungen mit gelblichem Durchfall innerhalb der ersten Lebenswoche, zu unterscheiden.

Zur Unterscheidung können die folgenden Punkte herangezogen werden

  • Kotkonsistenz und Blutbeimengungen
  • Alter des Tieres, bei dem der Durchfall erstmalig auftritt
  • Ansprechen auf Therapieversuche

Tabelle 1: Vergleich verschiedener Durchfallerkrankungen nach Darmpathologie (adaptiert nach Luppi A.4)

Erkrankung/Erreger

Alter

Durchfall

Letalität

Colibacillose 

Escherichia coli (ETEC)

Meist zwischen 0 und 4 Tage

Gelblich bis grau oder leicht rosa

Basischer pH-Wert

Kann 70 % erreichen

Clostridiose

Clostridium perfringens Typ C

Perakut: 1 Tag

Akut: 3 Tage

Subakut: 7 Tage

Chronisch: 14 Tage

Perakut: wässrig, gelblich, blutig

Akut: blutig braun

Subakut: wässrig, grau/gelb

Chronisch: gelb/grau

100 % bei perakuten und akuten Verläufen

Clostridiose

Clostridium perfringens Typ A

Typischerweise innerhalb von 48 Stunden nach der Geburt

Schleimig, rosa ohne Blutbeimengung

Gering bei unkompliziertem Verlauf

Clostridiose

Clostridioides difficile

In der ersten Lebenswoche

Pastös, gelb

Variabel. Bis zu 50 %

Coronaviren PEDV, TEGV

Alle

Wässrig, gelb/weiß/grau

Wässrig, gelb, grau, grünlich; saurer pH-Wert

Abhängig von den zirkulierenden Stämmen und naiver oder endemisch infizierter Herden;

Sehr hoch (80-100 %) bei Saugferkeln naiver Herden

Rotavirus-Enteritis

Rotavirus

Von 1 bis 5 Wochen

Wässrig, manchmal pastös; saurer pH-Wert

Gering (in endemisch infizierten Herden)

< 20 %

Kokzidiose

Cystoisospora suis

Nicht vor 5 Tagen

Häufiger um 14 Tage

Gelb, pastös; basischer pH-Wert

Sehr gering bis nicht beobachtet

 

Hauptsymptome:

Durchfall beim Ferkel

Wässrig oder pastöser Durchfall, weiß bis gelb, übelriechend

Bei starkem Durchfall dehydratisieren die Ferkel, kümmern und können versterben. Üblicherweise ist die Mortalität jedoch gering.

Die meisten Tiere erholen sich gesundheitlich von der Kokzidiose, der Schaden ist zu diesem Zeitpunkt aber bereits eingetreten. Verminderte Zunahmen, Kontamination der Buchten mit Oozysten und subklinische Infektionen führen zu teils erheblichen Verlusten für den Landwirt5.

  • Kümmern: zu kleine Ferkel, am deutlichsten zum Zeitpunkt des Absetzens
  • Dehydratation: schwache Ferkel, eingesunkene Augen

Anzeichen im Wurf

  • Hohe Morbidität: viele bis alle Ferkel erkranken
  • Der Zeitpunkt der Erkrankung  ist relativ charakteristisch  und ein wichtiger Hinweis für Landwirte und Tierärzte: Der Durchfall beginnt normalerweise am 7. bis 10. Lebenstag , frühestens im Alter von 5 Tagen
  • Geringe Sterblichkeit: nur wenige Ferkel versterben, einige erholen sich innerhalb weniger Tage.

Koinfektionen mit Rotaviren, E. coli und C. perfringens Typ A

C. suis-Infektionen machen die Ferkel anfälliger für weitere Pathogene  wie Clostridium perfringens Typ A, Escherichia coli oder Rotaviren. Koinfektionen erhöhen die Mortalitätsrate. 

Es gibt Hinweise darauf, dass Kokzidien auch das Mikrobiom des Darms verändern und damit gefährliche Toxinbildner wie Clostridium perfringens leichter und besser gedeihen können3,6.

Was ist mit subklinischen Infektionen?

Eine der größten Sorgen der Schweinehalter ist die subklinische Infektion. Hier gibt es keine Symptome, abgesehen von der reduzierten Leistung des Einzeltiers (die Tiere kümmern auch nach dem Absetzen bzw. die Leistungsparameter bleiben hinter denen gesunder Tiere zurück).

Zusammenfassung

Die Kokzidiose ist eine ökonomisch bedeutende Erkrankung  in der Schweinehaltung. Die korrekte Diagnostik, Metaphylaxe und Reinigung/ Desinfektion sind die wichtigsten Interventionsmaßnahmen, um die Zahl der Oozysten in der Umwelt zu reduzieren und gering zu halten. 

Zur richtigen Diagnostik und Therapiemaßnahmen ist es wichtig, die Symptome zu erkennen und über den Ablauf der Infektion informiert zu sein. 

 

Weitere Informationen zum Thema Saugferkeldurchfall

 

1 Niestrath M, Takla M, Joachim A, Daugschies A. The role of Isospora suis as a pathogen in conventional piglet production in Germany. J Vet Med B Infect Dis Vet Public Health. 2002 May;49(4):176-80. doi: 10.1046/j.1439-0450.2002.00459.x. 

2 Hinney B, Cvjetković V, Espigares D, Vanhara J, Waehner C, Ruttkowski B, Selista R, Sperling D, Joachim A. Cystoisospora suis Control in Europe Is Not Always Effective. Front Vet Sci. 2020 Mar 4;7:113. doi: 10.3389/fvets.2020.00113.

3 Shrestha, A., Abd-Elfattah, A., Freudenschuss, B., Hinney, B., Palmieri, N., Ruttkowski, B. and Joachim, A. (2015). Cystoisospora suis – A Model of Mammalian Cystoisosporosis. Frontiers in Veterinary Science, 2(68). doi: 10.3389/fvets.2015.00068

4 Luppi A. Swine enteric colibacillosis: diagnosis, therapy and antimicrobial resistance. Porcine Health Manag. 2017 Aug 8;3:16. doi: 10.1186/s40813-017-0063-4.

5 Kreiner T, Worliczek HL, Tichy A, Joachim A. Influence of toltrazuril treatment on parasitological parameters and health performance of piglets in the field - an Austrian experience. Vet Parasitol. 2011 Dec 29;183(1-2):14-20. doi: 10.1016/j.vetpar.2011.07.019. Epub 2011 Jul 20.

6 Shrestha A, Metzler-Zebeli BU, Karembe H, Sperling D, Koger S, Joachim A. Shifts in the Fecal Microbial Community of Cystoisospora suis Infected Piglets in Response to Toltrazuril. Front Microbiol. 2020 May 19;11:983. doi: 10.3389/fmicb.2020.00983.

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