Toltrazuril-Kombinationspräparat hilft wirksam und effizient bei Kokzidieninfektionen

25 April 2023

Article Ferkeldurchfall Saugferkeldurchfall

Inhalt

  • Der Parasit Cystoisospora suis 
  • So wirkt Toltrazuril gegen Kokzidien
  • Wissenschaftlicher Versuch bestätigt Wirksamkeit
  • Toltrazuril mit der Spritze oder oral geben?
  • Das ist sicher: Toltrazuril hilft
  • Kombinationspräparate sind sicher und bequem in der Anwendung

Toltrazuril ist derzeit der einzige zugelassene Wirkstoff gegen Saugferkeldurchfall ausgelöst durch Cystoisospora suis. Dieser einzellige Darmparasit führt zu Saugferkeldurchfällen mit hohen wirtschaftlichen Einbußen. Toltrazuril kann oral oder mittels Injektion verabreicht werden. Häufig erfolgt die Gabe zeitgleich mit der Eisenprophylaxe. Ein Kombinationspräparat des Antikokzidiums mit Eisen (Gleptoferron) verspricht hohe Anwendungssicherheit und Komfort. Des Weiteren reduziert es die Sterblichkeit, erhöht Absetzgewichte und die Futterverwertung in der späteren Mast.

Der Parasit Cystoisospora suis

Die Oozysten des Darmparasiten Cystoisospora suis (C. suis) sind in über 80 % der deutschen Schweinehaltungen zu finden. Saugferkel infizieren sich bereits in den ersten Lebensstunden mit den infektionsfähigen Oozysten aus ihrer Umwelt. Die Tiere zeigen einen gelben, flüssigen bis pastösen Kot ab dem 5. Lebenstag. Die Erkrankungsrate ist hoch und eine erhöhte Sterblichkeit bei sehr früh infizierten Ferkeln ist zu beobachten. Durch die Schädigung der Darmzotten zeigen die Ferkel geringere Zunahmen mit reduzierten Absetzgewichten, die auch in der Mast nicht mehr aufgeholt werden können. Hygiene- und Optimierungsmaßnahmen im Haltungsmanagement können die Übertragung zwischen den Würfen und Abferkelgruppen reduzieren. Dennoch gibt es auch in Betrieben mit überdurchschnittlichem Hygienemanagement immer wieder Ausbrüche.

So wirkt Toltrazuril gegen Kokzidien

Gegen Infektionen mit C. suis ist derzeit nur ein zugelassener Wirkstoff auf dem Markt: Toltrazuril kann in Form einer 5 %igen Suspension oral oder als Injektion in den Nackenmuskel am Ohrgrund gegeben werden.  Bei C. suis handelt es sich um einzellige Organismen, die vorrangig parasitär im Dünndarm des Wirtes leben. Toltrazuril stört die Entwicklung einzelner Stadien vor allem auf Ebene des Erbguts und einiger Enzyme.

Wissenschaftlicher Versuch bestätigt Wirksamkeit

Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Behandlung mit Toltrazuril den Ausbruch der Cystoisosporose verhindern kann. Eine Gruppe von Wissenschaftlern um die Parasitologin Prof. Anja Joachim von der Vetmeduni Wien hat die Wirksamkeit eines Kombinationspräparates von Toltrazuril und Eisen (Gleptoferron) mit einer Toltrazuril Suspension zum Einnehmen an künstlich infizierten Ferkeln verglichen1).

Den Tieren einer Versuchsgruppe wurde am zweiten Lebenstag pro Ferkel eine feste Dosis von 45 mg Toltrazuril + 200 mg Gleptoferron intramuskulär gespritzt. Einer zweiten Versuchsgruppe wurde das Antikokzidium am vierten Lebenstag als Suspension, in einer gewichtsabhängigen Dosierung von 20 mg Toltrazuril/kg Körpergewicht oral verabreicht. Tiere der Kontrollgruppe erhielten keine Behandlung. Den Tieren ohne Behandlung und der oral verabreichten Toltrazurilsuspension wurde am 2. Lebenstag jeweils 200 mg Eisendextran  injiziert. Am 3. Lebenstag wurden die Ferkel mit etwa 1.000 infektiösen (sporulierten) C. suis-Oozysten infiziert. Die Beurteilung des Kotes und die Bestimmung der ausgeschiedenen Oozysten erfolgte zwischen dem 7. und 20. Lebenstag täglich. Das Körpergewicht wurde zunächst täglich, ab dem 8. bis 29. Lebenstag wöchentlich erhoben.

Toltrazuril mit der Spritze oder oral geben?

Das Ergebnis der Untersuchung war eindeutig: Alle unbehandelten Tiere litten etwa 5 Tage lang unter Durchfall und schieden für 3,1 Tage Oozysten aus. Bei Ferkeln die das Kombinationspräparat erhielten konnte keinerlei Oozystenausscheidung nachgewiesen werden. Nur rund 15 % von ihnen hatten überhaupt Durchfall. Ein Viertel der Ferkel, die Toltrazuril oral erhielten, schied eine geringe Zahl von Oozysten an durchschnittlich 1,3 Tagen aus. Ein Drittel dieser Ferkel zeigte Durchfall.  

Verlauf Durchfall Studie Kokzidien Toltrazuril

Verlauf der Durchfallerkrankung der verschiedenen Versuchsgruppen, aus Joachim et al.1

Die Entwicklung des Körpergewichts blieb in der Kontrollgruppe, im Vergleich zu den behandelten Tieren, zurück. In der akuten Erkrankungsphase zwischen dem 8. und 15. Lebenstag konnte ein signifikanter Einbruch der Zunahmen gegenüber den behandelten Gruppen beobachtet werden. In dieser Zeit nahmen die Ferkel durchschnittlich 975,8 g zu, die Ferkel die oral behandelt wurden nahmen währenddessen 1976,9 g und die Tiere mit dem Kombinationspräparat sogar 2008,3 g zu.

Das ist sicher: Toltrazuril hilft

Die Ferkel beider behandelter Gruppen wiesen deutlich bessere Parameter hinsichtlich Kotkonsistenz und Gewichtsentwicklung auf und schieden deutlich weniger infektiöse Oozysten aus. Nur wenige Einzeltiere zeigten Durchfall. Zwischen den Behandlungsgruppen wurden keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Oozystenausscheidung, Kotkonsistenz und Gewichtszunahme festgestellt.

Kombinationspräparate sind sicher und bequem in der Anwendung

Zur Stressreduktion durch prophylaktische zootechnische Maßnahmen innerhalb der ersten Lebenstage vertrauen Landwirte zunehmend auf Kombinationspräparate mit Eisen. Die ausreichend lange Fixation der Ferkel bis potenziell bittere Pasten sicher abgeschluckt sind, kann zu starken Abwehrreaktionen führen. Forscher haben die Zeit für die orale Gabe mit 10 Sekunden/Ferkel und geschätzten Arbeitskosten von 18 €/Stunde berechnet2).  Die orale Gabe kostet bei sorgfältigem Handling sowohl Ferkel als auch Anwender Zeit, Kraft und Ausdauer. Die Gabe von Toltrazuril in Kombination mit Eisen durch eine Injektion wird von Anwendern dagegen als komfortabel, zeitsparend und effizient beschrieben. Getreu dem Kommentar eines Ferkelerzeugers: „Was mit der Nadel ins Ferkel kommt, bleibt auch drin.“ 

Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema Saugferkeldurchfall.

1) Joachim A, Shrestha A, Freudenschuss B, Palmieri N, Hinney B, Karembe H, Sperling D. Comparison of an injectable toltrazuril-gleptoferron (Forceris®) and an oral toltrazuril (Baycox®) + injectable iron dextran for the control of experimentally induced piglet cystoisosporosis. Parasites & Vectors. 2018 11:206.

2) Maes D, Vyt P, Rabaeys P, Gevaert D. Effects of toltrazuril on the growth of piglets in herds without clinical isosporosis. Vet J. 2007 Jan;173(1):197-9. doi: 10.1016/j.tvjl.2005.07.002. Epub 2005 Aug 24. 

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