- Typische Erkrankungen der Sau nach der Geburt
- Routinearbeiten im Abferkelstall
- Zootechnische Maßnahmen
- Wasserversorgung ist entscheidend
- Zufütterung der Ferkel
- Impfen als präventive Maßnahme für Sau und Ferkel
Nur eine gesunde Sau kann große, vitale Würfe und frohwüchsige Ferkel hervorbringen. Nach der Geburt sollte mehrere Tage auf Vaginalausfluss als Anzeichen für die Gebärmuttergesundheit geachtet werden. Eine Gebärmutter, die sich rasch und ohne Infektion zurückbildet, ist schnell bereit für eine erneute und erfolgreiche Trächtigkeit im Folgedurchgang.
Eine Sau mit hoher und konstanter Milchleistung kann das Potential, was in den Ferkeln steckt, freisetzen. Ein besonderes Augenmerk gilt ihrem Umgang mit den hungrigen Nachkommen. Liegen Sauen auffallend häufig auf dem Bauch, bleiben stehen, wenn Ferkel versuchen zu trinken oder treten diese weg, können dies Anzeichen für eine MMA-Erkrankung sein. Hier ist schnelles Handeln gefragt.
Die Abkürzung MMA steht für
- Mastitis = Gesäugeentzündung
- Metritis = Gebärmutterentzündung
- Agalaktie = Milchmangel.
Verschiedene Erreger können an dieser Faktorenerkrankung beteiligt sein, bei der die Ferkelverluste um bis zu 5 % ansteigen können. Meist, aber nicht immer, wird eine MMA-Erkrankung von Fieber begleitet. Ein Temperaturanstieg bei der Sau auf über 39,5 °C ist ein wichtiger Hinweis (Normaltemperatur 38,5-39,1 °C). In den ersten Tagen nach der Geburt sollte die Temperaturkontrolle der Sau zu den Routinearbeiten zählen. Doch Achtung! Nicht immer ist eine MMA-Erkrankung mit einer Infektion verbunden. Auch Managementmaßnahmen, Stress und Wassermangel können Auslöser für diesen Erkrankungskomplex sein.
Nach der Geburt müssen die Sauen rasch mit dem Fressen beginnen um die großen Würfe mit ausreichend Milch zu versorgen. Greifen sie zu stark auf die eigenen Fettreserven zurück, hat das einen negativen Effekt auf das Immunsystem, die Körperkondition bis zum Ende der Säugezeit und die Fruchtbarkeit im darauffolgenden Zyklus.
Zootechnische Maßnahmen
Hinter dem sperrigen Begriff der zootechnischen Maßnahmen verbergen sich die Eingriffe an Zähnen, Ohren, Ringelschwänzen und die Kastration der männlichen Tiere.
Nach der aktuellen Fassung des Tierschutzgesetztes müssen die Ferkel beim Kürzen der Ringelschwänze jünger als 4 Tage alt sein.1 Einmal in der Hand, werden in der Praxis gleich die scharfen Eckzähne abgeschliffen. Auch Ohrmarken müssen im Rahmen der ordnungsgemäßen Tierkennzeichnung spätestens zum Absetzen die Identifikation des Ursprungsbetriebes ermöglichen.2 Im Rahmen des Schwanzkupierens und der Zahnbehandlung eingezogen, erleichtern sie das Sortieren der Ferkel zum Kastrieren, wenn weibliche Tiere beispielsweise auf der rechten und männliche Tiere Ohrmarken auf der linken Seite erhalten. Kombiniert mit verschiedenfarbigen Unterlegscheiben für die eingesetzten Eber kann die Entwicklung der Tiere über die gesamte Aufzucht- und Mastdauer unmittelbar über ihre Herkunft verglichen werden. Und wenn schon alle Ferkel eines Wurfes in der Kiste sind, lohnt es sich gleich, alle auf die Waage zu stellen und die Zunahmen zu kontrollieren. Denn Wiegen ist besser als Schätzen!
Die Kastration anatomisch unauffälliger männlicher Tiere durch den Landwirt erfolgt in der Regel zwischen dem 4. und 7. Lebenstag mit einem Mindestgewicht von 1 kg. Kranke und schwächliche Tiere werden nach dem 7. Lebenstag immer durch den Tierarzt* kastriert. Binnen- und Brucheber muss ebenfalls der Tierarzt behandeln. Alternativ werden sie getrennt als Eber aufgezogen.
Das Arbeitsumfeld muss hygienisch sein und die nötigen Handgriffe sollten routiniert erfolgen. Eine gute Schmerzausschaltung diet der raschen Erholung der Tiere. Am besten ist es, wenn die Ferkel sich schnell vom Eingriff erholen und keine Mahlzeit an der Sau verpassen.
Jede zootechnische Maßnahme bedeutet für die Tiere Stress. Aus diesem wie aus arbeitswirtschaftlichen Gründen sollten notwendige Maßnahmen sinnvoll miteinander kombiniert werden.
Wasser beim Schwein - nicht nur die Milch macht's
Klar ist, dass Sauen nur bei ausreichender Aufnahme von Wasser genug Milch bilden können. Das Tränkewasser muss zuverlässig laufen und hygienisch einwandfrei sein. Sinkt der Wasserverbrauch im Abferkelstall, ist es höchste Zeit, defekte Tränken oder kranke Tiere zu identifizieren.
Auch Ferkel bekommen ab dem ersten Lebenstag Zugang zu frischem Wasser. Sie sollten an Ferkeltränken frühzeitig lernen zu saufen.
Frühzeitige Beschäftigung mit dem Futter 'der Großen' hilft, den Prozess des Absetzens zu verbessern und den Darm frühzeitig auf die entsprechende Nahrung einzustellen.
Ferkel früh zufüttern
In den ersten Tagen können Ferkel bereits an altersgerechten Schalen mit Milchaustauscher zugefüttert werden. Automatische Fütterungssysteme in den Abferkelbuchten ersetzen auch hier zunehmend die idealerweise, wenn auch arbeitsaufwändige Bereitstellung von mehreren kleinen Mahlzeiten am Tag. Im weiteren Verlauf wird der Milchaustauscher mit Prestarter verschnitten und die Ferkel zunehmend an höhere Trockensubstanzgehalte gewöhnt. So lernen die Ferkel neben der Sau das Fressen und der Ferkeldarm kann sich behutsam auf die Zeit nach dem Absetzen vorbereiten.
Eine gut funktionierende automatisierte und altersgerechte Beifütterung von Ferkeln ersetzt in manchen Betrieben bereits Wurfausgleich und Ammensauen. Die Beifütterung entlastet die Sauen und mindert deren Konditionsverlust über die Säugephase. Das hat wiederum positive Effekte auf die Fruchtbarkeit im Folgezyklus.
Der gewohnte Prestarter begleitet die Ferkel nach dem Absetzen am besten noch einige Tage als zusätzlich angebotener Snack in die Aufzucht, bis sie Geschmack am Aufzuchtfutter gefunden haben. Das mildert den Absetzstress. Durch einen starkten Rückgang der Futteraufnahme und anschließendes Überfressen in den ersten Tagen der Aufzucht, steigt das Risiko für die Ödemkrankheit.
Mit Impfschutz in die Aufzucht
Sorgfältig geimpfte Sauen sind die beste Absicherung für einen gesunden Start ins Ferkelleben. Zum Ende der Säugezeit nimmt jedoch der Schutz der Jungtiere durch die passive Immunisierung über maternale Antikörper rasch ab und erfordert den Aufbau eines eigenen Impfschutzes für die häufigsten Infektionskrankheiten in Aufzucht und Mast. Aus arbeitswirtschaftlicher Sicht lohnt sich die Wahl von Impfstoffen, die sehr gut verträglich sind und idealerweise gemeinsam mit anderen Impfungen oder als One-Shot-Gabe verabreicht werden können. Das spart Zeit, Geld und minimiert das Risiko, dass Impfstoffe aufgrund von engen Impfintervallen die Bildung der Immunität eines anderen Impfstoffes beeinträchtigen. Bei gut verträglichen Impfstoffen zeigen die Tiere kaum oder keine Impfreaktionen und fressen gut weiter.
Die wichtigsten Sauenimpfungen im Überblick3:
Geschicktes Arbeits- und Gesundheitsmanagement entscheidet
Tierhaltern ist bewusst, dass sie ihr Geld im Stall verdienen. Ein höherer Ertrag bleibt durch das geschickte Kombinieren unumgänglicher Aufgaben und dem Einsatz von innovativer Technik in den Betriebskassen. Ein sorgfältiges Gesundheitsmanagement beginnt bei der Sau. Es spart Zeit und Geld für die Behandlung schwacher Ferkel und verhindert Ausfälle von Einzeltieren oder gar ganzen Würfen, wenn Infektionen den Abferkelstall überrollen. Als Ferkelerzeuger gewinnen Sie so mehr Zeit zur Tierbeobachtung, gesündere, frohwüchsige Tiere und am Ende mehr Arbeitszufriedenheit.
* Diese Formulierung dient nur dem Lesefluss, es sind natürlich alle Personen jeden Geschlechts einbezogen.
1 Tierschutzgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 18. Mai 2006 (BGBl. I S. 1206, 1313), das zuletzt durch Artikel 2 Absatz 20 des Gesetzes vom 20. Dezember 2022 (BGBl. I S. 2752) geändert worden ist.
2 Viehverkehrsverordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 26. Mai 2020 (BGBl. I S. 1170)
3 Impfleitlinie Schwein, StiKo Vet am FLI, Stand 01.03.2023