Die Ödemkrankheit tritt vor allem bei Absetzern auf

7 April 2023

Article Saugferkeldurchfall

Inhalt

  • Ätiologie
  • Pathogenese
  • Therapie und Prophylaxe

Die Ödemkrankheit (OEK, Edema Disease, ED, Colienterotoxämie) ist eine wirtschaftlich bedeutende, global auftretende Schweinekrankheit, welche vorwiegend Ferkel nach und während der Absetzphase befällt. 

Ätiologie

Die Ödemkrankheit wird durch ein Darmbakterium hervorgerufen, welches grundsätzlich sowohl ungefährlich als auch krankmachend sein kann: Escherichia coli (E. coli). OEK-verursachende E. coli besitzen jedoch spezielle Eigenschaften, die beim Schwein die Krankheit auslösen können: spezielle Anheftungsfaktoren - sogenannte „Fimbrien“ (in diesem Fall F18-Fimbrien), sowie ein von dem Bakterium ausgeschiedenes starkes Gift (STX2e = Shigatoxin) mit verheerendem Potential. Dieser Typ E. coli wird auch EDEC genannt (im Englischen: Edema Disease E. coli). 

E. coli Schema

Graphische Darstellung von E. coli mit Fimbrien (kurze ‘Härchen’) und Flagellen.

Saugferkel können sich schon früh mit EDEC durch die orale Aufnahme über den Kot ihrer Mutter infizieren. Allerdings können sie hier noch nicht an der OEK erkranken, weil sie noch keine F18-Rezeptoren haben, an welche sich EDEC anheften könnten. Diese Rezeptoren sind beim Ferkel in der Regel erst nach 21 Tagen ausgebildet. 

Verschiedene Faktoren führen zur Entstehung einer OEK:  

  • Nach dem Absetzen (Milchentzug) steigt der pH-Wert im Darm der Absetzer, dieser begünstigt die Vermehrung von EDEC.
  • Ferkel müssen sich nach dem Absetzen an ein festes und „kaltes“ Futter gewöhnen, im Gegensatz zur warmen Muttermilch. Diese Umstellung kann dazu führen, dass sie über mehrere Tage am Stück mit dem Fressen aussetzen und dann auf einmal viel Futter zu sich nehmen. Das Futter im Magen wird nicht ausreichend angesäuert und EDEC können sich ungehindert vermehren. 
  • Zusätzlich kann es auch zu einer Darmüberladung mit dem Futterbrei kommen, wodurch die Peristaltik (Eigenbewegung des Darms) deutlich abnimmt und es ebenfalls zu einer explosionsartigen Vermehrung der Bakterien kommen kann.

Pathogenese

Da gut genährte Tiere in der Regel auch mehr fressen, bricht die OEK vor allem bei diesen „schönen“ Ferkeln aus. 

Nach der Anheftung von EDEC an F18-Rezeptoren im Darm kommt es zur Ausscheidung von STX2e und dessen Verteilung im Gewebe. Das Toxin besitzt die Fähigkeit, Gefäßwände zu zerstören, wodurch es zu vermehrtem Flüssigkeitsaustritt kommen kann, insbesondere im Bereich der Augen, aber auch im Darmgekröse (die aus Bindegewebe bestehende Aufhängung des Darms im Körper) sowie der Gallenblase. Des Weiteren kommt es zum Schock, wobei noch mehr Toxin in den Körper gepumpt wird und der Tod sehr schnell eintreten kann. 

Die verminderte Sauerstoffversorgung der Organe vor allem auch des Gehirns, zeigt sich bei den betroffenen Ferkeln durch die Seitenlage mit Ruderbewegungen. 

Tiere, welche die OEK überlebt haben, können eine sogenannte chronische OEK entwickeln. Diese wird durch verminderte Leistungsparameter bzw. Kümmern definiert. Durch die Zerstörung von Gefäßen kann es zu Lahmheiten bzw. nervalen Beeinträchtigungen kommen. 

Es kommt aber auch vor, dass EDEC-tragende Tiere zwar keine klinischen Symptome zeigen, jedoch verminderte Tageszunahmen und höhere Verluste. Hier spricht man von einer subklinischen OEK, welche wissenschaftlich noch nicht ausreichend erforscht ist.

 Ferkel Flatdeck Gruppe Futter

Im Flatdeck tritt die Ödemkrankheit vor allem auf

Therapie und Prophylaxe 

Da die OEK plötzlich und dramatisch auftritt, hilft eine Antibiose während bzw. nach dem Auftreten der Klinik nicht viel. Viel mehr werden noch immer metaphylaktisch Antibiotika eingesetzt, wie z.B. das Colistin. Die früher häufig verwendete Beimischung von Zinkoxid in therapeutisch wirksamen Dosen von bis zu 2,5 g/kg Futter ist seit dem 01. Juli 2022 nicht mehr gestattet. 

Fütterungstechnisch wirkt sich eine Reduzierung der Proteine (unter 16 %) in Zusammenhang mit einer Erhöhung der Rohfaser (mindestens 6 %) vorbeugend auf die Entstehung einer OEK aus. Hier muss man jedoch berücksichtigen, dass das Wachstumspotential der Tiere nicht voll ausgeschöpft wird.

Eine einmalige Impfung gegen die OEK hat sich als sehr sicher und wirksam erwiesen. Der Impfstoff kann am 4. Lebenstag eingesetzt werden. Eine Impfung fängt mittels Ausbildung neutralisierender Antikörper die Toxine ab und reduziert das Entstehen der OEK drastisch. Aus zahlreichen Studien weiß man, dass die Impfung in OEK-positiven Betrieben zu höheren Tageszunahmen führt, sowie einer Reduzierung der Mortalität, Kümmerer und des Antibiotikaeinsatzes. Ein nicht unwesentlicher Punkt ist, dass das Futter im Flatdeck dann wie gewöhnlich verabreicht werden kann (energiereicher Proteingehalt) und die Tiere somit bessere Leistungsdaten zeigen.

 

Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema Saugferkeldurchfall.

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