Mesomycoplasma hyopneumoniae – Der Erreger der Enzootischen Pneumonie

10 Mai 2023

Article Atemwege

Inhalt  

  • Mesomycoplasma hyopneumoniae – Der Erreger
  • Enzootische Pneumonie und PRDC
  • Ceva Lung Program - Der Aufschluss über die Lungenveränderungen
  • Behandlung und Prophylaxe

Mesomycoplasma hyopneumoniae – Der Erreger

Mycoplasma hyopneumoniae, 2018 umbenannt in Mesomycoplasma hyopneumoniae (M. hyo), ist in den deutschen Schweinebeständen endemisch verbreitet. Schätzungsweise sind über 90% der Bestände M. hyo-positiv. Ein ähnliches Ergebnis wird für die österreichischen Schweinebestände angenommen. Deswegen ist die präventive Ferkelimpfung gegen Mykoplasmen auch in den meisten Ställen etabliert. Die Bestände der Schweiz hingegen sind aufgrund eines Eradikationsprogramms größtenteils frei von Enzootischer Pneumonie (EP), die durch M. hyo verursacht wird. Hier zählt EP zu den “zu bekämpfenden Tierseuchen”. 

Da Mykoplasmen kleine, zellwandlose Bakterien sind, zeigen Penicilline keine Wirksamkeit. Auch manch andere Wirkstoffe zeigen keine oder nur sehr eingeschränkte Wirkung. Grundsätzlich sind Desinfektionsmittel gut geeignet, um gegen M. hyo vorzugehen. Der Erreger ist hoch ansteckend: Ist er einmal im Bestand, ist es nahezu unmöglich ihn wieder zu eliminieren. In diesem Fall können klinische Anzeichen und Leistungseinbußen vor allem durch Impf- und weniger durch Behandlungsmaßnahmen reduziert werden. Überwiegend wird M. hyo durch direkten Kontakt zwischen den Schweinen übertragen. Bestände in Gegenden mit hoher Schweinedichte sind durch die sehr gute Übertragung von M. hyo über die Luft ständig der Gefahr einer Neuinfektion ausgesetzt. Dies ist auch der Grund für die Verbreitung des Erregers über weite Flächen. Sanierungsversuche einzelner Bestände sind daher extrem schwierig.

Ist ein Schwein mit M. hyo infiziert, heftet sich der Erreger an den Flimmerhärchen (Zilien) der unteren Atemwege (Luftröhre, Bronchien, Bronchioli) an und vermehrt sich dort. Indem der Erreger das Epithel schädigt, kommt die Flimmerbewegung der Zilien zum Erliegen. Dadurch wird der selbstreinigende Mechanismus der Atemwege beeinträchtigt, sodass Schleim und andere Partikel nicht mehr abtransportiert werden können. Dies wiederrum begünstigt die Anheftung weiterer Erreger (Sekundärinfektionen). Außerdem kommt es zu Entzündungsreaktionen (Bronchopneumonie). Damit sind Mykoplasmen Wegbereiter für weitere Lungenerkrankungen.

Enzootische Pneumonie und PRDC

Der Grad der Ausprägung des klinischen Bildes der EP hängt von vielen Faktoren ab. Neben den Erregereigenschaften, spielt beispielsweise auch das Stallklima eine wichtige Rolle. Des Weiteren ist M. hyo auch an dem Porzinen Respiratorischen Erkrankungskomplex (engl. Porcine Respiratory Disease Complex – PRDC) beteiligt. Neben den Umweltfaktoren spielen hier auch Koinfektionen mit Sekundärerregern, v.a. mit Pasteurella multocida, eine entscheidende Rolle. Hierbei handelt es sich um eine Faktorenkrankheit.  Überwiegend Läufer und Mastschweine sind von einer Atemwegserkrankung durch M. hyo und ggf. Sekundärerreger betroffen. Frühinfektionen von Saugferkeln spielen keine bis eine sehr untergeordnete Rolle. Bei einer Untersuchung süddeutscher Betriebe konnte M. hyo bei lediglich 0,6 % der Ferkel nachgewiesen werden.1 Bei alleiniger Infektion mit M. hyo haben die betroffenen Schweine einen trockenen Husten, der gelegentlich oder vor allem nach dem Auftreiben der Tiere auftritt. Bei zeitgleicher Infektion mit Sekundärerregern, v.a. Pasteurellen, wird der Husten feucht und hohes Fieber kann auftreten. Husten und Fieber sind typisch für die akute Form der Enzootischen Pneumonie. Bei der chronischen Verlaufsform haben die Tiere weiterhin Husten, die Körpertemperatur kann maximal leicht erhöht sein. Hierbei stehen die erheblichen Leistungseinbußen mit einem reduzierten Wachstum sowie einer schlechteren Futterverwertung im Vordergrund.

Ceva Lung Program – Der Aufschluss über die Lungenveränderungen 

Typischerweise haben Lungen mit Enzootischer Pneumonie verdichtete Spitzenlappen von fleischig-derber Konsistenz. Die veränderten Lungenbereiche sind gegenüber dem gesunden Lungengewebe deutlich abgegrenzt, wodurch das Ausmaß der Veränderungen genau eingeschätzt werden kann. Eine alleinige Infektion mit M. hyo heilt nach etwa 60 Tagen ab, kommt es zu Sekundärinfektionen, dauert die Abheilung länger. Waren Ferkel bereits zum Ende der Aufzucht mit M. hyo infiziert, ist die abgeheilte Infektion anhand von Narben, vor allem im Bereich der Spitzenlappen, am Schlachtband erkennbar. Diese typischen Lungenveränderungen sind optisch leicht zu erkennen, weshalb es sich empfiehlt, die Diagnostik durch einen Schlachtlungencheck zu ergänzen. Hierfür bietet sich das von Ceva Santé Animale entwickelte Ceva Lung Program (CLP) an, welches nach einem standardisierten wissenschaftlichen Verfahren die sieben Lungenareale einer jeden Lunge in Bezug auf das Vorhandensein von Lungen- und Brustfellentzündungen sowie Vernarbungen und weitere Veränderungen beurteilt. Außerdem ist es sinnvoll, typisch verändertes Lungengewebe im Labor untersuchen zu lassen.  

Lunge Schwein EP Mykoplasmen Spitzenlappen

Abbildung Lunge Schwein EP Mykoplasmen Spitzenlappen: Die Spitzenlappen zeigen scharf abgegrenzte, für die Enzootische Pneumonie typische Veränderungen (links). Nach ausgeheilter Infektion können Narben zurückbleiben (rechts).

Behandlung und Prophylaxe 

Bei akuten Krankheitsausbrüchen kann zusätzlich zur antibiotischen Behandlung noch ein entzündungshemmendes Medikament gegeben werden. Zur Reduktion des Antibiotikaeinsatzes bietet sich als prophylaktische Maßnahme eine Impfung gegen M. hyo an. Üblicherweise werden Ferkel bis zum Zeitpunkt des Absetzens geimpft, es empfiehlt sich die dritte Lebenswoche. Vor allem wenn Jungsauen und –eber aus M. hyo-unverdächtigen Beständen kommen, empfiehlt sich deren Impfung in der Quarantänephase. Des Weiteren gehört ein gutes Hygienemanagement sowie das Vorbeugen von Sekundärerregern zu den Prophylaxemaßnahmen.

Mehr zum Thema Atemwegserkrankungen beim Schwein.

1 Deffner P. Vorkommen von Infektionen mit Mycoplasma hyopneumoniae im Saugferkelalter und deren Weiterverbreitung in nachgelagerten Produktionsstufen. Inaugural-Dissertation. Ludwig-Maximilians-Universität 2020

Grosse Beilage E, Wendt M. Diagnostik und Gesundheitsmanagement im Schweinebestand. 1. Auflage. Ulmer Verlag 2013.

Gerald R. Krankes Schwein – kranker Bestand. 1. Auflage. Ulmer Verlag 2015.

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