Inhalt
- Ceva Lung Program® - was ist das eigentlich?
- Beurteilungskriterien
- Was mache ich damit?
- Wirtschaftliche Auswirkungen
- CLP in Action
Ceva Lung Program® – was ist das eigentlich?
Das Ceva Lung Program® - kurz CLP - ist ein digitales Erfassungs- und Auswertungsprogramm zur einfachen Bewertung von Schlachtlungenbefunden. Eine Vielzahl von Atemwegserregern und externe Faktoren wie zum Beispiel die Haltungsbedingungen haben enormen Einfluss auf die Lungengesundheit. Die Beurteilung der Schlachtlungen lässt einen Rückschluss auf die Gesundheit des Einzeltieres, aber zusammengenommen auch auf die Herdengesundheit zu.
Oberfläche der Bewertungsmöglichkeiten von Schlachtlungen
Ein Team aus Tierärzten und externen, unabhängigen Mitarbeitern beurteilen die Lungen nach einem standardisierten wissenschaftlichen Verfahren. Alle sieben Lungenlappen werden individuell untersucht; das heißt primär oberflächlich betrachtet und bei spezifischen Fragestellungen nochmal durchgetastet. So kann sich der Betrachter einen guten Gesamteindruck der allgemeinen Lungengesundheit einer speziellen Schlachtpartie machen.
Indem die Lungen direkt am Schlachtband beurteilt werden, kann schnell und einfach eine gesamte Partie beurteilt und ausgewertet werden. Ist dies nicht möglich, sollten einzelne Lungen stichprobenartig in einem Sektionsraum beurteilt werden. Dabei möchte man so viele Lungen wie möglich untersuchen. Es sollte darauf geachtet werden, einen möglichst großen Querschnitt aus der Partie der Untersuchung zuzuführen.
Neben der oberflächlichen Beurteilung durch entsprechend geschultes Personal, kann und sollte verändertes Gewebe zur Bestätigung einer Verdachtsdiagnose zusätzlich in einem Labor untersucht werden.
Beurteilungskriterien
Für jede Lunge werden die folgenden vier Parameter individuell beurteilt:
- Lungenentzündung
- Narben
- Verklebungen
- Brustfellentzündung
Lungenentzündung
In das Scoring fließt nicht nur das Vorhandensein von Anzeichen einer Lungenentzündung ein, sondern auch deren Ausmaß. Wie viele Lungenlappenareale sind betroffen? Sind dabei ganze Lappen betroffen oder nur einzelne Areale?
Eine Vielzahl von Erregern verursachen verschiedene Anzeichen einer Lungenentzündung. Neben Mykoplasmen können auch Influenzaviren eine sogenannte Spitzenlappenpneumonie hervorrufen. Dabei sind die Spitzenlappen einer Lunge von fleischig-derber Konsistenz und teilweise stark verdichtet. Die veränderten Lungenbereiche sind von dem gesunden Lungengewebe deutlich abgegrenzt. So kann das Ausmaß der Veränderungen teilweise sehr genau eingeschätzt werden.
Beurteilung und Scoring der Schlachtlungen anhand der flächigen Einteilung der sieben Anteile der Lunge. Für jedes der Areale werden Punkte von 1 bis 4 vergeben, sodass ein Score von 0 bis maximal 28 vergeben werden kann.
Narben
Die möglicherweise häufigste Ursache für Vernarbungen des Lungengewebes ist eine vergangene Infektion mit Mesomycoplasma hyopneumoniae (M. hyo). Sofern es sich um eine Monoinfektion handelt (Enzootische Pneumonie, EP), kann diese noch vor der Schlachtung abgeheilt sein. Bei Sekundärinfektionen, vor allem durch weitere bakterielle Erreger, kann das Infektionsgeschehen länger andauern und die zur Schlachtung sichtbaren Schäden größer sein. Vernarbungen auf Grund einer Enzootischen Pneumonie sind vorrangig im Bereich der Spitzenlappen zu sehen. Gerade mit steigender Zahl von Freilandhaltungen sind Läsionen durch wandernde Askaridenlarven (Ascaris suum) wieder häufiger zu beobachten. Auch hier kann es zu Vernarbungen kommen, welche allerdings über die gesamte Lunge verteilt sein können.
Die Beurteilung von Narben im Lungengewebe erfolgt rein qualitativ – ja (1) oder nein (0).
Verklebungen
Hier wird besonders auf Verklebungen zwischen den Lungenlappen selbst geachtet. Aktive bakterielle Infektionen zum Beispiel mit APP sind hier von besonderer Bedeutung.
Auch die Beurteilung von Verklebungen zwischen den Lungenlappen erfolgt qualitativ: ja = 1, nein = 0.
Brustfellentzündung
Neben Auflagerungen auf dem Brustfell selbst kommt es hier zu Verklebungen mit der Lungenoberfläche. Die Entfernung der Lunge aus der Brusthöhle ist dabei schwierig beziehungsweise kommt es teilweise zu Substanzverlusten – die Lunge kann nicht in Gänze aus der Brusthöhle entfernt werden. Es wird beurteilt, ob es sich dabei um kleine Defekte handelt oder gar ganze Lungenlappenoberflächen betroffen sind.
Die Beurteilung von Verklebungen mit dem Brustkorb erfolgt quantitativ: 0 = keine Verklebung, 2 = einseitige, kleinere Verklebung, 3 = beidseitige Verklebung oder einseitige, größere Verklebung, 4 = massive Verklebung von 1/3 oder mehr der Gesamtoberfläche.
Was mache ich damit?
Die Befunde vom Schlachtband werden in die eigens dafür entwickelte App übertragen. Diese generiert eine Auswertung, die sowohl der bestandsbetreuende Tierarzt als auch der Landwirt selbst erhält.
Beispielhafte Auswertung nach Kategorie in der Übersicht (links) und in der Detailansicht (rechts).
Mithilfe der am Schlachtband generierten Daten kann die allgemeine Lungengesundheit eines Bestandes beurteilt werden. Dies ist richtungsweisend bei der Diagnostik und Behandlung beziehungsweise beim Management von Atemwegsproblemen. Ebenso hilft es bei der Kontrolle und Überwachung von Interventionsmaßnahmen wie Impfungen. Mit dem CLP lassen sich Lungenveränderungen und deren Reduktion ganz objektiv messen und auswerten. Dies führt zur Verbesserung der Klinik, sofern Symptome im Bestand feststellbar waren. Auch die Steigerung von Leistungsparametern lassen sich mit der CLP-Auswertung ganz objektiv darstellen.
Mit dem CLP können alle Beteiligten einen Beitrag sowohl zur Verbesserung des Tierwohls und der Tiergesundheit (z. B. Reduktion des Einsatzes antimikrobieller Substanzen durch Verbesserung der Lungengesundheit), als auch zur Qualitätssicherung und –steigerung der Schlachthöfe (z. B. Verbesserung der Homogenität und Schlachtgesundheit der Schweine) leisten.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Studien konnten zeigen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Lungengesundheit und dem Schlachtgewicht, und somit auch einen direkten wirtschaftlichen Nutzen für den Schweinehalter gibt. Beispielsweise hatten Schweine mit einer Brustfellentzündung oder auch EP-Läsionen ein um etwa 1,25 bis 1,26 kg reduziertes Schlachtgewicht, verglichen mit Schweinen ohne Brustfellentzündung. Der Grad der Entzündung war dabei nicht von Relevanz.1 Jedem Tierhalter ist dabei auch klar, dass solche Läsionen für ein vermindertes Tierwohl verantwortlich sind und somit auch negative Auswirkungen auf die täglichen Zunahmen im Allgemeinen haben.
CLP in Action
Seit das Ceva Lung Program 2016 auch in Deutschland gestartet wurde, nahmen bereits 51 Schlachthöfe daran teil und über 100.000 Lungen wurden untersucht und bewertet. Das CLP ist ein unterstützendes Tool zur Diagnose und Prophylaxe von Atemwegserkrankungen.
Für Fragen oder zur Teilnahme melden Sie sich hier an.
1 Brewster VR, Maiti HC, Tucker AW, Nevel A. Associations between EP-like lesions and pleuritis and post trimming carcass weights of finishing pigs in England. Livestock Science. 2017 Jul 201:1-4. doi: 10.1016/j.livsci.2017.04.012
