Inhalt
- Erhebliche wirtschaftliche Einbußen durch subklinische APP
- Schlachtlungenuntersuchungen machen Problem sichtbar
- Erfolg durch Impfung auch bei subklinischer APP
Actinobacillus pleuropneumoniae (APP) zählt zu den am häufigsten nachgewiesenen bakteriellen Erregern. Zudem ist APP hochansteckend und ruft eine durch Tröpfcheninfektion verursachte Atemwegserkrankung hervor. Die Verlaufsform der Infektion mit APP wird zum einen durch die Virulenz des Serotypen und zum anderen durch weitere Faktoren, wie beispielsweise Koinfektionen (z.B. mit PRRSV) oder das Stallklima, bestimmt.
Bei der perakuten Verlaufsform (12 bis 24 Stunden) stehen eher die Symptome eines Kreislaufversagens als diejenigen einer Atemwegserkrankung im Vordergrund. Hierbei fallen vor allem in der Mittel- bis Endmast vermehrt tote Schweine, ggf. mit blutig-schaumigem Maul- und Nasenausfluss, auf.
Die Hauptsymptome der akuten Verlaufsform (wenige Tage) sind hingegen Atemnot, trockener Husten, eine hundesitzige Stellung sowie Fieber bis 42 °C. In der Praxis häuft sich jedoch vermehrt das Auftreten von chronisch bis subklinisch infizierten Tieren.
Bei der chronischen Verlaufsform fallen gegebenenfalls hustende Schweine mit Atemnot, nachdem diese aufgetrieben wurden, auf. Hier stehen vor allem Leistungsminderung und Wachstumsdepression sowie Brustfellentzündungen (Pleuritiden) am Schlachthof im Vordergrund.
Die subklinische Form der Infektion mit APP stellt den heimtückischsten Verlauf dar. Hierbei ist keine eindeutige Klinik im Stall sichtbar, jedoch führt diese Form zu enormen Leistungseinbußen bei den Tageszunahmen, was sich auf die Futterverwertung und die Mastdauer auswirken kann. Die Lungenveränderungen fallen dann manchmal erst am Schlachthof auf.
Erhebliche wirtschaftliche Einbußen durch subklinische APP
Dass ein erhöhter prozentualer Anteil an Schlachtlungen mit Brustfellentzündungen mit erheblichen wirtschaftlichen Einbußen einhergeht, zeigt unter anderem eine Studie aus England. Darin wird ein Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Brustfellentzündungen am Schlachtband und dem Schlachtgewicht der Tiere aufgezeigt. Schweine mit Pleuritiden wiesen in dieser Studie ein um 1,24 kg reduziertes Schlachtgewicht gegenüber Schweinen ohne Brustfellentzündung auf. Dabei war der Schweregrad der Pleuritiden nicht entscheidend. Außerdem riefen die Brustfellentzündungen eine schlechtere Futterverwertung sowie eine verlängerte Mastdauer durch reduzierte Tageszunahmen hervor.1 Falls eine subklinische Form der Infektion mit APP in eine klinische Form übergeht, kommen weitere wirtschaftliche Einbußen durch eine erhöhte Verlustrate sowie Behandlungskosten hinzu.
Schlachtlungenuntersuchungen machen Problem sichtbar
In einem Mastbestand in Süddeutschland führte eine subklinische APP-Infektion zu Leistungseinbrüchen, bis sie schlussendlich als Auslöser erkannt werden konnte. Im Frühjahr wurde in dem süddeutschen Mastbestand mit 600 Mastplätzen trotz Antibiotikagabe hochgradiger Husten sowie inhomogene Gewichte, vor allem am Anfang und Ende der Mastperiode, festgestellt. Im Rahmen des Schlachtlungenchecks der Firma Ceva Santé Animale (Ceva Lung Program) waren bei der anschließenden Laboruntersuchung drei auffällige Lungen PRRSV-Feldstamm-positiv. Der Schlachtlungencheck zeigte zudem einen erhöhten prozentualen Anteil an Lungen mit Brustfellentzündung (Abbildungen 1 und 2). Auch der Schweregrad an Brustfellentzündungen (APP-Index) war erhöht (Abbildung 3). Die Lüftung des Bestandes wurde daraufhin angepasst und das Antibiotikum gewechselt. Da diese Maßnahmen im Sommer keine Verbesserung hervorriefen, wurde eine Impfung der Ferkel mit einem modifizierten PRRSV-Lebendimpfstamm eingeführt.
Lunge mit hochgradiger Brustfellentzündung. Links: Übersichtsaufnahme der gesamten Lunge. Rechts: Nahaufnahme von einer Stelle mit Verklebung.
Erfolg durch Impfung auch bei subklinischer APP
Im Herbst wurde weiterhin hochgradiger Husten beobachtet und die Verlustrate stieg von 1,2 % auf 2,4 %. PRRSV schien also nicht das vorwiegende Problem zu sein. Zwei der plötzlich verendeten Mastschweine wurden zur Sektion eingesendet, in welcher APP in den Lungen nachgewiesen wurde. Aus diesem Grund wurde die APP-Impfung mit einem inaktivierten Ganzzellimpfstoff eingeführt, der zudem Toxoide enthält. Ein halbes Jahr nach Einführung der APP-Impfung bemerkte der Landwirt ein verbessertes und homogeneres Wachstum seiner Mastschweine. Außerdem konnten die Verlustrate sowie der Antibiotikaverbrauch reduziert werden. Im Rahmen eines weiteren Scorings wurde eine Reduktion des prozentualen Anteils an Lungen mit Brustfellentzündungen um 74 % festgestellt (Abbildung 2). Auch der Schweregrad an Brustfellentzündungen wurde um 67 % reduziert (Abbildung 3). In drei der gescorten Lungenproben konnte weder PRRSV noch APP nachgewiesen werden. Dieses Fallbeispiel zeigt, dass APP nicht immer sofort sichtbar ist und auch besonders im unterschätzen Sommer heimtückisch die Leistungen in der Mast beeinflussen kann. Eine tiefergehende Diagnostik mit Schlachtlungenuntersuchungen ist essenziell, um den wahren Grund für Auffälligkeiten im Stall zu finden.
Anteil der Brustfellentzündungen im Bestand (in %) vor und nach der Impfung.
Schweregrad der Brustfellentzündungen (APP Index) im Bestand vor und nach der Impfung.
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1 Brewster VR, Maiti HC, Tucker AW, Nevel, A. Associations between EP-like lesions and pleuritis and post trimming carcass weights of finishing pigs in England. Livestock Science. 2017 Jul 201:1-4. DOI: 10.1016/j.livsci.2017.04.012