Wie wird die Kokzidiose diagnostiziert?

31 Mai 2023

Article Saugferkeldurchfall
  • Einführung
  • Probennahme
  • Testmethoden
  • qPCR
  • Die richtige Diagnostik ist wichtig!

Häufig gibt es bereits Vorberichte oder frühere Untersuchungen aus dem Bestand, die bereits eine Kokzidiose festgestellt haben oder ziemlich sicher vermuten lassen. Kokzidien zu diagnostizieren ist nicht immer ganz einfach. Jedes infizierte Tier kann bei diesem parasitären Erreger zum Ausscheider werden, doch Zeitpunkt und Zahl der ausgeschiedenen Oozysten (den späteren infektiösen Stadien) ist individuell verschieden. So kann es passieren, dass ein eigentlich positives Tier im Labor negativ wird.

Wir stellen Ihnen hier die gängigen Methoden zur Diagnostik vor, wie Sie die richtigen Proben im Bestand nehmen und welche neuen Entwicklungen es gibt!

Einführung

Kokzidien der Spezies Cystoisospora suis (C. suis) lösen die beim Schwein häufig auftretende, durch einzellige Parasiten bedingte, Durchfallerkrankung aus. Sie sind weltweit verbreitet und treten in nahezu allen Haltungen auf. Der gelbe, pastöse und schwer aus den Buchten zu entfernende Kot ist wohl das bekannteste Zeichen der Erkrankung:

Abbildung 1 Übersicht Kot FerkelÜbersicht über die verschiedenen Kotkonsistenzen beim Saugferkel: 1) fest, 2) weich, 3) dünnflüssig, 4) wässrig. Zur Verfügung gestellt von Prof. Anja Joachim, Veterinärmedizinische Universität, Wien.

Die Oozysten, die mit dem Kot ausgeschieden werden, dienen der Verbreitung der Erreger. Sie sind äußerst widerstandsfähig und kaum aus dem Stall zu bekommen. Die Behandlung infizierter Tiere erfolgt mit dem einzigen zur Behandlung zugelassenen Wirkstoff Toltrazuril .

Ein positiver Betrieb sollte eine Infektion nicht ignorieren, da auch symptomfreie Tiere enorme ökonomische Auswirkungen für den Betrieb haben können.

Probennahme

Welche Tiere sollten beprobt werden?

Da es sich bei der Kokzidiose vor allem um eine Umgebungskontamination handelt, sind bereits innerhalb der ersten Lebenswoche etwa die Hälfte aller Ferkel im Stall infiziert.1 Ab dem fünften Lebenstag könnte man daher Oozysten im Kot der Tiere feststellen. Allerdings ist die Anzahl der ausgeschiedenen Stadien individuell sehr unterschiedlich. Nicht jedes Tier scheidet zu jeder Zeit Oozysten aus, teilweise kommt es zur sogenannten ‘intermittierenden Ausscheidung’. Das bedeutet, es gibt Phasen, in denen das Ferkel Kot absetzt, in dem keine Oozysten nachweisbar sind.

Prinzipiell gilt für jede Erkrankung, vor allem symptomatische Tiere zu beproben. Ferkel, die einen gelblich, pastös veränderten Kot zeigen, kommen also in Frage. Vorsicht ist geboten, wenn Tiere unter besonders starkem Durchfall leiden. Dadurch kann es zu sogenannten Verdünnungseffekten kommen: durch viele Kotportionen werden pro Portion weniger Oozysten ausgeschieden. Die Nachweisrate sinkt. Nichtsdestotrotz ist eine Probennahme sämtlicher Kotkonsistenzen wie auf der Abbildung 1 dargestellt, zu empfehlen.

Zu Monitoringzwecken, um also die allgemeine Situation im Bestand zu untersuchen, möchte man sich einen gewissen Querschnitt aus der gesamten Population ansehen. Dafür macht es Sinn etwa 10 % der Tiere der etwa 2 – 3 Wochen alten Ferkel zu beproben.

Welche Proben nehme ich?

Wichtig für die Probennahme ist immer die Frage: Welches Ziel verfolge ich? Geht es um ein Einzeltier oder um die Übersicht zur Situation im gesamten Bestand?

Wollen Sie das Einzeltier untersuchen, können Sie eine direkte Kotprobe als Sammelkotprobe nehmen. Dafür sammeln Sie in einem speziellen Gefäß mit einem kleinen Löffel etwas veränderten Kot zu zwei verschiedenen Zeitpunkten. Damit wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, bei einer möglicherweise intermittierenden Ausscheidung auch wirklich Oozysten zu finden.

Da es sich bei der Kokzidiose um eine Umgebungskontamination handelt, zielt die Bestandsdiagnostik auf die Beprobung der Stallungen ab. Hier werden in erster Linie Sockentupfer oder Wischproben (mit Schwämmen oder Tüchern) von Wänden, Böden und mit Kot bedeckte Oberflächen gesammelt. Pro Bucht sollten 1 – 2 Sockentupfer bzw. Wischproben genommen werden.

Die Sockentupfer oder Wischproben werden sauber und ordentlich in auslaufsichere Zip-Beutel verpackt. Diese müssen ordnungsgemäß beschriftet werden. Dazu gehören Datum, Betrieb (falls abweichend auch der Absender) und eine eindeutige Zuordnung (Probenart und Buchtennummer, Tiernummer etc.).

Die Proben sollten, samt Anschreiben, zügig und gerade im Sommer auch gekühlt an das Labor der Wahl versendet werden. Beachten Sie hier die aktuelle Studie  zur Prävalenz von Kokzidien in deutschen Schweinebeständen. Nehmen Sie über unser Kontaktformular mit unseren Veterinary Services Manger aus Ihrer Region Kontakt auf und besprechen das weitere Vorgehen.

MicrosoftTeams-image (1)Kokzidien Kit Schwämmchen

Diagnostik-Kits Kokzidien: Die Diagnostik-Kits zur Studienteilnahme können hier bestellt werden.

Testmethoden

Man kann Oozysten mittels verschiedener Methoden diagnostizieren und teilweise zählen, um nicht nur einen Befall oder Ausbruch zu diagnostizieren, sondern eventuell auch das Ausmaß zu beurteilen.

Zu den klassischen, von den Laboren typischerweise angewendeten Methoden gehören die

  • Flotationsmethode
  • Autofluoreszenzmethode

Die Flotationsmethode ist eine klassische Methode der Parasitologie. Hier werden in einer Speziallösung parasitäre Stadien von den sonstigen Kotbestandteilen getrennt. Auf Grund ihrer geringeren Dichte schwimmen sie an der Oberfläche. Sie haften dabei an ein dünnes Glas (Deckgläschen) an, welches man nach einer Inkubationszeit von 15 bis 20 Minuten unter ein Mikroskop legt, um dort Parasitenstadien zu beurteilen.

Die Autofluoreszenzmethode benötigt ein spezielles Mikroskop mit einer UV-Lichtquelle. Somit ist sie nicht zwangsläufig in allen Laboren verfügbar. Wenn Oozysten mit UV-Licht bestrahlt werden, dann leuchten sie natürlicherweise bläulich.2

Abbildung 2 Oozysten Autofluoreszenz C. suisAutofluoreszenz von unsporulierten (großes Bild, 200-fache Vergrößerung) und sporulierten (kleines Bild, 600-fache Vergrößerung) Oozysten von C. suis (aus Joachim et al. 2018).2

Neu: qPCR

Eine neue Methode zum Nachweis aller Stadien von C. suis wurde kürzlich entwickelt und soll besonders zur Prävalenzermittlung eingesetzt werden. Die qPCR weist spezifisch das Genom von C. suis aus dem Kot der Tiere nach. Dabei ist es irrelevant, um welches Stadium es sich handelt – es können auch unsporulierte Oozysten oder sogar intestinale (innere) Stadien detektiert werden. Dadurch werden sicherlich einige Tiere positiv erkannt, auch wenn sie noch gar nicht erkrankt sind. Hiermit kann der Erfolg der Prophylaxe aber viel genauer untersucht und Präventionsmaßnahmen überwacht werden. Aktuell ist die Methode nur in ausgewählten Laboren verfügbar.

Derzeit läuft eine Untersuchung zur Prävalenz  (Häufigkeit) von C. suis in deutschen schweinehaltenden Betrieben. Wenn Sie Ihren Bestand auf das Vorhandensein von Kokzidien untersuchen lassen wollen, dann ordern Sie hier unser praktisches Diagnostik-Kit.

Die richtige Diagnostik ist wichtig!

Die richtige Diagnostik ist wichtig, wobei einige Sachen besonders bei der Probennahme zu berücksichtigen sind. Sie sollte darauf ausgerichtet sein, den jeweils aktuellen Status des Betriebes zu kennen, um subklinische Infektionen frühzeitig zu erkennen und einzuschreiten. Bedenkt man die globale Verbreitung der Kokzidien muss man wohl davon ausgehen, dass – soweit nicht das Gegenteil bewiesen wurde – ein Betrieb als positiv zu bewerten ist und Kokzidien vorhanden sind.

  Vorteile Nachteile
Flotation Sehr kostengünstig, einfache Durchführung, auch im Stall möglich Nur Oozystennachweis, bei geringem Oozystengehalt im Kot negativ (trotz Infektionsgeschehen im Stall)
Autofluoreszenz Ausschließlich Oozystennachweis mit direkter Verbindung zur Klinik, günstig Schwierig durchzuführen (Probenzeitpunkte, Versand), schlechte Desinfektion kann Ergebnis verfälschen (Nachweis von toten Oozysten), Fluoreszenzmikroskop nur in ausgewählten Laboren verfügbar
Neu: qPCR hohe Sensitivität, Detektion vor Ausbruch möglich alle Stadien werden nachgewiesen (Tiere werden positiv angegeben, die mit herkömmlichen Methoden evtl. negativ wären), nicht in jedem Labor durchführbar

Übersicht über die Vor- und Nachteile der jeweiligen labordiagnostischen Methoden.

 

1 Hinney B, Cvjetković V, Espigares D, Vanhara J, Waehner C, Ruttkowski B, Selista R, Sperling D, Joachim A. Cystoisospora suis Control in Europe Is Not Always Effective. Front Vet Sci. 2020 Mar 4;7:113. doi: 10.3389/fvets.2020.00113.

2 Joachim A, Ruttkowski B, Sperling D. Detection of Cystoisospora suis in faeces of suckling piglets - when and how? A comparison of methods. Porcine Health Manag. 2018 Sep 19;4:20. doi: 10.1186/s40813-018-0097-2.

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