Inhalt
- Ödemkrankheit
- Subklinische Ödemkrankheit
- Differentialdiagnosen
- Zusammenfassung
Grundsätzlich sagt man, dass die OEK leicht zu erkennen und zu diagnostizieren sei. Dies ist in der Tat so, jedoch muss man hier einige Punkte beachten.
Ödemkrankheit
Wie bei anderen Schweinekrankheiten müssen auch hier drei wichtige Kriterien erfüllt sein, um sie mit Sicherheit nachzuweisen:
- die Klinik – in diesem Fall Ödeme, plötzliche Todesfälle sowie zentralnervöse Störungen
- histologische Gewebsveränderungen – Zerstörungen der Gefäßwand
- Nachweis von EDEC aus den betroffenen Organen
Idealerweise werden verstorbene bzw. frisch erkrankte Tiere zur Sektion geschickt, um den Verdacht einer OEK zu bestätigen. So können die Tiere äußerlich Ödeme an den Augenlidern sowie Stirn und Nasenrücken zeigen. Bei Eröffnung der Leibeshöhle findet man gegebenenfalls Ödeme am Dickdarmgekröse (Bindegewebige Aufhängung des Dickdarms im Körper) sowie in der Gallenblasenwand. Manchmal nehmen Absetzer so viel Futter auf einmal zu sich, dass sich klassische Veränderungen im Kopfbereich nicht ausbilden können und stattdessen nur im Körperinneren zu finden sind. Diese Tiere versterben innerhalb kürzester Zeit. Nach der Sektion gilt es, die Präsenz von EDEC (Edema Disease E. coli – englisch für Ödemkrankheit auslösender E. coli) im Tierkörper nachzuweisen.
Bei diesen Ferkeln sind die Ödeme der Augenlider deutlich ausgeprägt und gut zu erkennen.
Hierfür werden sehr gerne Hirntupfer steril entnommen und die daraus gewonnenen Isolate bakteriologisch angezüchtet. Für die histologische Untersuchung kommen ebenfalls Gewebestücke aus dem Gehirn bzw. Krummdarm in Frage. Im Falle einer OEK erwartet man ein Wachstum von E. coli aus den Hirntupfern, welche physiologisch, also bei einem gesunden Tier, natürlich nicht dort sein sollten. Diese werden später typisiert, das heißt auf das Vorhandensein von typischen „Markern“ untersucht. So gibt es bei E. coli zum Beispiel eine Reihe von sogenannten Anheftungsfaktoren oder Fimbrien, welche wie „haarähnliche Fortsätze aussehen“ und mittels derer sich die Bakterien an die Darmwand anheften können (F4, F5, F18 usw.). Im Falle von EDEC ist dies das F18! Des Weiteren scheiden E. coli gerne Gifte aus, im Falle von EDEC das sogenannte STX2e Toxin. Im Mikroskop erkennen die Pathologen kleinste Ödeme in den vorhin beschriebenen Organen.
Zeigen die Tiere also Klinik und Gewebeveränderungen, welche sich mit dem Auge sowie dem Mikroskop sehen lassen, sowie eine Isolierung von EDEC beispielsweise aus dem Gehirn, erhärtet sich der Verdacht für eine OEK.
Eine mit E. coli bewachsene Agarplatte.
Subklinische Ödemkrankheit
Diese Form der OEK ist noch nicht ausreichend erforscht und ihre Auswirkungen auf die Schweine nicht zur Gänze bekannt. Man geht jedoch davon aus, dass das bloße Vorhandensein von STX2 sich negativ auf das Ferkelwachstum sowie die Mortalität auswirkt. Da in diesem Fall die klaren klinischen Anzeichen nicht vorhanden sind, muss man nach Ausschluss anderer Erreger nach EDEC beziehungsweise dem STX2e Toxin suchen.
Hierfür werden ca. 2 Wochen nach dem Absetzen frisch abgesetzte Kotproben vom Boden der Aufzuchtbuchten entnommen und ins Labor geschickt. Die gegebenenfalls darin enthaltenen E. coli werden bakteriologisch angezüchtet und für die gewachsenen E. coli die oben beschriebenen Marker definiert. Findet man das STX2e Toxin beziehungsweise das Toxin zusammen mit den F18 Fimbrien, könnte die subklinische Ödemkrankheit für die verminderten Leistungsparameter ursächlich sein.
Differentialdiagnosen
Wie bei anderen Schweineerkrankungen können identische bzw. ähnliche Symptome für mehrere Krankheiten typisch sein. Ganz oft handelt es sich um Mischinfektionen und es gibt keine klaren Abgrenzungen zwischen den einzelnen Erregern.
Obwohl Ödeme typisch für die Ödemkrankheit sind, kommen sie gelegentlich auch bei anderen bakteriellen Allgemeinerkrankung vor, wie zum Beispiel bei der Glässer’schen Krankheit. Zentralnervöse Symptome, wie oft bei der OEK beobachtet (Seitenlage, Rudern), treten auch bei Streptokokkeninfektionen auf. Letztendlich können plötzliche Todesfälle wiederrum für andere Erreger in Frage kommen, wie z.B. bei Actinobacillus pleuropneumoniae (APP).
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die OEK normalerweise ein typisches klinisches Bild hervorruft und dieses in der Regel nicht schwer zu erkennen ist. Dennoch sollte hier die Diagnose „sitzen“, um nicht gegen den falschen Erreger zu kämpfen (siehe oben). Führen Sie deswegen eine korrekte Diagnostik zusammen mit Ihrem Tierarzt durch. Wir unterstützen Sie gern mit dem Ceva Tierärzte-Team! Denn nichts wäre sinnloser als zum Beispiel eine Prophylaxe gegen vermeintliche Streptokokken zu planen und es handelt sich in Wirklichkeit um die OEK!
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