- Kokzidiose vermeiden
- Behandlung und Kontrolle
- Einfluss der Kokzidiose auf die Schweineproduktion
- Zusammenfassung
Der durch Kokzidien (Cystoisospora suis) ausgelöste Saugferkeldurchfall ist ein weit verbreitetes Problem in der konventionellen Schweinehaltung. Erfahren Sie hier, welche Maßnahmen zur Reduktion beitragen und wie eine Therapie aussehen könnte.
Kokzidien vermeiden
Im Gegensatz zum Geflügel gibt es für das Schwein derzeit keinen Impfstoff gegen die Kokzidiose. Damit liegt das Hauptaugenmerk zur Vermeidung einer Infektion beim Hygienemanagement. Ist der Bestand jedoch positiv getestet, sollte therapiert werden.
Um eine Infektion zu verhindern, beziehungsweise den Infektionsdruck zu senken, kann an den folgenden Stellschrauben gedreht werden:
1) Hygiene
Eine gute Stallhygiene ist von zentraler Bedeutung. Die Hauptinfektionsquelle ist eine durch vorangegangene Würfe kontaminierte Abferkelbucht.
Tägliche Entfernung von Kot und Reinigung der Buchten, vor allem an warmen Tagen und bei hoher Luftfeuchtigkeit ist essenziell. Diese Bedingungen unterstützen die Reifung der Oozysten.
Gründliche Reinigung und Desinfektion zwischen den Würfen, insbesondere von Spalten und rauen Oberflächen in den Abteilen.
Bei vorhandener Einstreu muss diese regelmäßig, bei Verunreinigung zeitnah, ausgetauscht werden.
Schadnager und Insekten können Überträger (Vektoren) von Oozysten sein und müssen - auch um die Übertragung anderer Krankheitserreger zu verhindern - konsequent bekämpft werden.
2) Desinfektion
Oozysten sind gegenüber vielen Desinfektionsmitteln "resistent". Das heißt, diese Mittel wirken natürlicherweise nicht, weil zum Beispiel gewisse Zielstrukturen fehlen. Zugelassen und wirksam gegen Kokzidien sind nur Desinfektionsmittel, die Kresole und Sauerstoffabspalter enthalten.
Nutzen Sie nur Desinfektionsmittel, welche zur Desinfektion von Kokzidien zugelassen sind (siehe zum Beispiel DVG-Desinfektionsmittelliste) beziehungsweise fragen Sie Ihren Tierarzt*.
Die Dampfreinigung kann auf Grund der hohen Temperaturen sehr effektiv sein. Das Abflammen kleinerer Areale wurde ebenfalls erfolgreich eingesetzt, wobei hier eventuelle Regularien/Zulassungen sowie die lokalen Begebenheiten beachtet werden müssen. Sicherheit geht vor!
3) Kokzidiostatika
Kokzidiostatika sind Medikamente, die die Entwicklung der Oozysten sowie deren Ausscheidung verhindern beziehungsweise reduzieren können.
Kokzidiostatika sind sehr effektiv in der Infektionskontrolle und können vorsorglich eingesetzt werden.
Die Gabe von Toltrazuril bekämpft auch subklinische Infektionen, also Infektionen, durch die noch nicht der typische Durchfall ausgelöst wurde. Daher kann auch diese vorsorgliche Behandlung die Leistung der Tiere steigern. Wichtig ist dabei der richtige Zeitpunkt der Behandlung, um den Entwicklungszyklus der Parasiten schnell zu unterbrechen. Deshalb sind frühzeitige Interventionen häufig am effektivsten.
Eine einzige Dosis Toltrazuril je Ferkel kann helfen, die klinische Kokzidiose zu verhindern. Einige Produkte kombinieren den Wirkstoff Toltrazuril mit Eisen, sodass die Prävention der Eisenmangelanämie gleichzeitig mit der Kokzidienbekämpfung durchgeführt werden kann. Toltrazuril ist derzeit der einzige in Deutschland zugelassene Wirkstoff gegen C. suis beim Schwein.
Behandlung und Kontrolle
Toltrazuril wirkt effektiv gegen die meisten Stadien von dem Erreger Cystoisospora suis. Es ist als orale Suspension verfügbar oder kann in die Muskulatur injiziert werden.
Eine bewährte Behandlungsstrategie sieht eine Toltrazurilbehandlung innerhalb der ersten Lebenswoche vor. Dabei liegt der größte Vorteil in einer Behandlung innerhalb der ersten Lebenstage, kurz nach dem Abferkeln. Die Gabe reduziert Saugferkeldurchfälle und vermindert die Oozystenausscheidung und damit die Kontamination der Abferkelbucht und verbessert die Leistung der Ferkel durch höhere Tageszunahmen.
Injizierbare Formulierungen, vor allem als Kombinationspräparat mit Eisen und als feste Dosis (1,5 mL pro Ferkel) reduziert die Dauer der Gabe je Tier. Damit wird deren Stresslevel reduziert und ebenso die Arbeitslast des Landwirtes.
Einfluss der Kokzidiose auf die Schweineproduktion
Harte Fakten: An Kokzidiose erkrankte Ferkel wiegen zum Absetzen bis zu 1 kg weniger als ihre gesunden Wurfgeschwister.1 Hinzu kommen weitere Verluste auf Grund von Behandlungskosten, eventueller weiterer Infektionen und natürlich die zukünftigen Kosten, die entstehen, weil die Abferkelbuchten durch die Oozystenausscheidung häufig auf lange Zeit kontaminiert bleiben. Diese Kosten fallen ebenfalls an, wenn die Tiere ohne Symptome erkrankt sind.2 Besonders die Oozystenausscheidung kann mit der Behandlung von Toltrazuril massiv reduziert werden und den Landwirt vor schlaflosen Nächten bewahren.
Die Kokzidiose ist eine kostspielige Erkrankung in der Schweineindustrie.
Der Schaden der Darmschleimhaut durch die Kokzidien führt zu einer reduzierten Absorptionsrate der Nährstoffe für die Ferkel. Damit verringert sich die Futterverwertung und folglich auch die tägliche Gewichtszunahme der Einzeltiere. Die Dauer der Mast verlängert sich, nicht ausschließlich auf Grund der geringeren Absetzgewichte, sondern auch, weil die gesamte Leistung des Einzeltieres bis zur Endmast vermindert bleibt.
Subklinische Infektionen sind besonders gefährlich, da sie häufig nicht erkannt, nicht diagnostiziert und damit unbehandelt bleiben. Es gibt Hinweise darauf, dass eine C. suis-Infektion bei manchen Ferkeln auch nach dem Absetzen noch zu Problemen und Kümmern führen kann.1 Aber ob klinisch oder subklinisch: Die Entwicklung der Ferkel wird gestört und dies verursacht nicht nur Kosten durch ein reduziertes Absetzgewicht, sondern kann die Tiere auch langfristig (also bis zum Mastende), durch beispielsweise schlechtere Tageszunahmen, negativ beeinflussen.
Nicht zuletzt bereitet ein gesunder Darm das Saugferkel viel besser auf die Absetzphase vor und schützt auch im späteren Leben vor anderen Infektionen wie zum Beispiel Lawsonien oder Brachyspiren.
Zusammenfassung
Reinigung und Desinfektion der Abferkelbuchten sind von besonderer Bedeutung. Eine vollständige Eradikation der Kokzidiose aus den Ställen ist nahezu unmöglich, sodass das Ziel sein sollte, den Erregerdruck zu senken.
Die Behandlung massiver Infektionen zeigen nur teils mäßigen Erfolg, metaphylaktische Maßnahmen, wie zum Beispiel eine einzige Injektion Toltrazuril je Ferkel innerhalb der ersten drei Lebenstage sind äußerst effektiv in der Prävention und Kontrolle der symptomatischen Kokzidiose der Saugferkel. So lassen sich die lästigen und schwer zu reinigenden Durchfälle nicht nur verhindern. Studien, vor allem aber die persönlichen Erfahrungen verschiedener Landwirte haben gezeigt, dass ein gesunder Darm eine von Anfang an bessere Leistung bringt.
Das bedeutet konkret:
Sie sparen bis zu 10 Sekunden Arbeitszeit pro Ferkel (im Vergleich zur oralen Gabe)
Ihre Verluste in der Säugephase können um bis zu 2 % gesenkt werde
Die Ferkel kommen mit durchschnittlich 300 g mehr Gewicht in die Aufzucht
So lassen sich die (ökonomischen) Verluste nicht nur drastisch reduzieren, sondern auch das allgemeine Tierwohl massiv steigern!
* Diese Formulierung dient nur dem Lesefluss, es sind natürlich alle Personen jeden Geschlechts einbezogen.
1 Rypula K, Porowski M, Kaba J, Gorczykowski M, Deniz A. Effect of isosporiasis prevention with toltrazuril on long-term pig performance. ScientificWorldJournal. (2012):486324. DOI: 10.1100/2012/486324
2 Maes D, Vyt P, Rabaeys P, Gevaert D. Effects of toltrazuril on the growth of piglets in herds without clinical isosporosis. The Veterinary Journal. 173 (2007): 197-199. DOI: 10.1016/j.tvjl.2005.07.002