Rotlauf bei Schweinen: Diese bakterielle Erkrankung ist auch auf den Menschen übertragbar

27 September 2023

Article One Health
  • Rotlauf ist eine bakterielle Infektion, die für Schweine unbehandelt tödlich verlaufen kann
  • Die Erkrankung wird durch schlechte Haltungsbedingungen begünstigt
  • Rotlauf kann mit Antibiotika gut behandelt werden, wenn der Infekt rechtzeitig erkannt wird
  • Als Zoonose ist Rotlauf auch für Menschen ansteckend

Die Infektion mit Rotlauf betrifft in der Landwirtschaft vor allem Schweine, aber auch Schafe, Geflügel und gelegentlich auch Rinder. Die Erkrankung ist weltweit verbreitet und bei Schweinen eine Infektion, die vor allem durch die gut sichtbaren typischen Veränderungen der Haut bekannt ist. Man spricht hier von den sogenannten "Backsteinblattern". Dabei handelt es sich um ungefähr rechteckige rötliche Hautveränderungen. Sie sind etwa briefmarkengroß und leicht erhaben. Gleichzeitig ist bei den Tieren in der Regel Fieber messbar.

Durch negative Einflüsse wie Stress, schlechtes Stallklima oder unzureichende Hygiene, kann die Ausprägung der Erkrankung begünstigt werden. Die Krankheit kommt dann vor allem bei den schwächeren und anfälligeren Tieren zum Ausbruch. Eine Infektion mit Rotlauf im Bestand kann daher auf einzelne Tiere beschränkt sein.

Die Infektion kann unterschiedlich verlaufen: Wird Rotlauf rechtzeitig erkannt, ist die akute Form mit Antibiotika relativ gut zu behandeln. Bei chronischem Verlauf ist die Infektion nur schwer in den Griff zu bekommen und in vielen Fällen für die Tiere tödlich. Weiterhin sollte man wissen, dass Rotlauf zu den sogenannten Zoonosen gehört und auch auf den Menschen übertragbar ist. Betrachten wir deshalb die Rotlaufinfektion nun etwas genauer!

Welcher Krankheitserreger verursacht Rotlauf?

Der Rotlauf ist eine bakterielle Infektionskrankheit und wird durch das Bakterium Erysipelothrix rhusiopathiae ausgelöst. Dabei gibt es verschiedene Serotypen des Erregers, die unterschiedlich starke Krankheitsverläufe entwickeln können. Serotypen sind verschiedene Untertypen innerhalb der Gattung des Erregers Erysipelothrix rhusiopathiae.

Der Erreger ist sehr widerstandsfähig. Bei niedrigen Temperaturen und im alkalischen Milieu kann er unter günstigen Bedingungen mehrere Monate überleben, zum Beispiel im Erdreich oder in Gewässern und Abwässern. Das Bakterium hat sogar die Fähigkeit, in geräucherten oder gepökelten Fleischerzeugnissen überleben zu können.

Wie erfolgt die Ansteckung der Schweine mit Rotlauf?

Die Infektion mit dem Erreger geschieht in der Regel über das Maul, die Augenschleimhaut oder auch über die Haut, wenn diese kleine Verletzungen aufweist.

Sind die Schweine erkrankt, scheiden Sie große Mengen des Erregers über Harn und Kot aus, später auch durch Speichel, Nasen- oder Augensekret. Die Ausscheidung der Erreger beginnt bereits, bevor deutlich sichtbare Anzeichen der Krankheit auftreten. Weitere Tiere, die mit den Ausscheidungen in Kontakt kommen, können so den Erreger aufnehmen. Die Inkubationszeit beträgt meistens etwa drei bis fünf Tage, kann je nach Serotyp aber auch nur wenige Stunden betragen.

Antikörper des Muttertiers können bei den Ferkeln eine Ansteckung bis zur 12. Lebenswoche verhindern.

Wie verläuft Rotlauf bei Schweinen?

Beim Rotlauf sind der akute und der chronische Rotlauf zu unterscheiden. Beim Ausbruch der Krankheit haben die Schweine eine erhöhte Körpertemperatur von 40 bis 42 °C, sind apathisch und inappetent.

Akuter Rotlauf:

Während eines akuten Verlaufs zeigen die Tiere die bereits beschriebenen "Backsteinblattern". Es kommt dabei in der Haut der Tiere zu ungefähr rechteckigen, hell- bis dunkelroten oder auch violetten erhabenen Veränderungen. Anschließend kommt es zur Krustenbildung und zum Absterben der entsprechenden Hautareale. Bei schweren Verläufen mit anhaltendem Fieber kann es bei Sauen zu Aborten kommen.

Eine spezielle Form des akuten Rotlaufs ist die Blutvergiftung (Rotlaufseptikämie). Auch hier treten hohes Fieber und Inaktivität auf und die Tiere bekommen rotbläuliche Hautveränderungen, vor allem an den Ohren und Hinterbeinen. Dieser Verlauf ist extrem schnell (perakut) und kann bei den Tieren innerhalb weniger Stunden zum Tod führen. Diese Form wird auch als "weißer Rotlauf" bezeichnet, da die Tiere schon vor der Ausprägung der roten Backsteinblattern verenden.

Weiterhin kann es bei den akuten Formen auch zu Gelenksentzündungen (Arthritis, Polyarthritis) kommen, meist im Anschluss an die beschriebenen Verläufe. Hauptsächlich sind die großen Gelenke der hinteren Gliedmaßen betroffen. Die Tiere bewegen sich jetzt steifer und vorsichtiger als normal.

Chronischer Rotlauf:

Auch beim chronisch verlaufenden Rotlauf kann es zu den Gelenksentzündungen wie beim akuten Verlauf kommen. Die Gelenke sind teilweise geschwollen und die Tiere leiden unter Schmerzen, sodass sie sich steif und langsam bewegen.

Eine weitere chronische Form des Rotlaufs ist der "Herzklappenrotlauf", bei dem es bei den betroffenen Tieren zu Ablagerungen und Entzündungen an den Herzklappen (Endokarditis) kommt. Leichte Fälle können mit einer Behandlung geheilt werden, meist verenden die Tiere jedoch innerhalb einiger Wochen.

Die in der akuten Form bekannten Hautveränderungen können auch in chronischer Form auftreten. Oft sind Hals, Rücken, Ohren und Rüssel befallen und es kommt letztendlich zum Absterben der Haut (Hautnekrosen).

Die chronischen Verläufe führen häufig zum Tod der Tiere. Überlebende Tiere verbleiben meist als Kümmerer.

Wie kann man gegen Rotlauf vorbeugen und behandeln?

Besteht Verdacht auf Rotlauf im Bestand, sollte man sofort den Hoftierarzt hinzuziehen. Mit antibiotischer und antientzündlicher Behandlung können zumindest die akuten Verläufe häufig therapiert werden.

Wichtig ist die Prophylaxe: Da die Ausprägung der Erkrankung auch durch äußere Faktoren beeinflusst werden kann, ist es bei Rotlauf entscheidend, dass der Erreger möglichst schlechte Bedingungen vorfindet. Deshalb sind auch bei der Rotlaufprophylaxe allgemeine Stallhygiene, optimales Stallklima, Vermeidung von Stress und ein regelmäßiges Kontrollieren der Tiere unabdingbar. Die regelmäßige Reinigung und Desinfektion von Arbeitsmaterialien und Gerätschaften ist von zentraler Bedeutung.

Zusätzlich haben sich Impfungen bewährt. Ab einem Alter von zwei bis drei Monaten können die Schweine geimpft werden. Zuvor, bis etwa zum Ende der 12. Lebenswoche, werden die Ferkel noch durch die vom Muttertier übertragene Immunität geschützt, wenn dieses geimpft war.

Rotlauf ist eine Zoonose und damit auf den Menschen übertragbar

Besonders zu beachten ist bei der Rotlaufinfektion, dass es sich um eine sogenannte Zoonose handelt und somit von Tieren auch auf den Menschen übertragbar ist.

Dabei sind vor allem Personen gefährdet, die Umgang mit erkrankten Tieren haben, zum Beispiel Landwirte, Tierärzte und Beschäftigte in der Lebensmittelindustrie.

Beim Menschen bilden sich ebenfalls abgegrenzte und schmerzhaft juckende Rötungen auf der Haut. Besteht Verdacht auf Rotlauf, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen, denn die Infektion ist in der Regel gut zu behandeln.

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