- Influenzinfektionen beeinflussen die Reproduktionsleistung von Sauen wesentlich
- Eine Investition in eine breite Influenzaimpfung kann man mit einer Vollkostenrechnung betrachten
- Beispielhafte Vollkostenbetrachtung einer Influenzaimpfung bei einem 100er und 500er Sauenbetrieb
Klinische Infektionen durch pandemische Influenza A Viren können bei Sauen unter anderem zu Aborten, erhöhten Umrauschquoten und einer geringeren Anzahl abgesetzter Ferkel führen.
Die daraus resultierenden wirtschaftlichen Konsequenzen können bei Ferkelerzeugern, je nach Intensität der Probleme und der Bestandsgröße, sehr hohe Verluste nach sich ziehen.
Besonders Reproduktionsprobleme sollten nicht nur auf Basis von direkten Kosten, sondern müssen in einer Vollkostenrechnung betrachtet werden. Es sind schließlich nicht nur die geringeren Zahlen verkaufter Ferkel, die sich negativ in der Bilanz niederschlagen. Zusätzliche Besamungskosten, eine erhöhte Anzahl an zu remontierenden Sauen und die während der Infektion im Produktionsprozess erhöhten Futterkosten schlagen negativ auf der Seite der direkten Kosten zu Buche. Kranke bzw. infizierte Tiere und deren Betreuung ziehen zusätzlich einen höheren Arbeitszeitaufwand nach sich, der bei einer Vollkostenrechnung entsprechend mit einkalkuliert werden muss.
Besonders deutlich treten die wirtschaftlich negativen Folgekosten in einer Studie hervor, die im Jahr 2020 von Mitarbeitern der Klinik für Schweine von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München publiziert wurde.1
In 131 Beständen, in denen nachweislich das pandemische Influenza A Virus zirkulierte, wurde anschließend dagegen geimpft. Die reproduktionstechnischen Daten wie Aborte, Umrauschquote und Anzahl abgesetzter Ferkel wurden vor und nach Impfung bei den Landwirten abgefragt.
- Über alle Betriebe konnte nach der Impfung gegen die pandemische Influenza eine Reduktion der Aborte (2,31 % auf 1,41 %) und der Umrauschquote (13,48 % auf 10,18 %) erreicht werden.
- Die Anzahl der abgesetzten Ferkel erhöhte sich durchschnittlich von 26,03 auf 27,39 Ferkel
Das Beratungsunternehmen Serviceteam Alsfeld (STA GmbH) hat in diesem Zusammenhang eine Vollkostenrechnung für zwei fiktive Betriebe erstellt, die 100 bzw. 500 Sauen repräsentieren. Die oben genannten Daten, die eine Verbesserung der Reproduktionsparameter zeigen, wurden in einer Vollkostenrechnung für die Betriebe simuliert.
Der Geschäftsführer der STA GmbH, Herr Wilfried Brede, hat hierbei anhand einer Vollkostenbetrachtung ermittelt, welcher ökonomische Schaden bei einem fiktiven Ferkelerzeugerbetrieb mit 500 Sauen entstehen kann:
- Basis seiner Kalkulation sind die biologischen Leistungsdaten aus der angeführten Studie der LMU.
- In der Schadenssituation wurde mit einem höheren Futteraufwand im Tragebereich durch die Umrauschprobleme kalkuliert.
- Bei der Impfvariante wurde durch eine verbesserte Abferkelrate der Futteraufwand für das Laktationsfutter beziehungsweise auch der höhere Futteraufwand für die höhere Zahl an verkauften Ferkeln berücksichtigt.
- Weitere Mehrkosten und Unterschiede in den Kostenblöcken ergaben sich in der Schadensituation durch höhere Besamungskosten und eine angenommene höhere Remontierung, während in der Impfvariante selbstverständlich die zusätzlichen Impfstoffkosten berücksichtigt wurden.
- Alle weiteren Kosten sowie Erlöse wurden in beiden Varianten gleichgesetzt. Auch bei der Summe der Festkosten gab es keine Unterschiede zwischen den Varianten.
- Beim Arbeitsaufwand wurden durch Herrn Brede unterschiedliche Ansätze in der Arbeitsleistung je Sau und Jahr kalkuliert. Bei der Schadensvariante, also ohne Impfung gegen die pandemische Influenza, wurden 0,5 Stunden je Sau und Jahr mehr eingerechnet.
- Die Lohnansätze wurden mit einer Entlohnung von 35,- €/Arbeitskraftstunde für den Betriebsleiter und 16,25 €/Arbeitskraftstunde für die Mitarbeiter angesetzt.
Nach erfolgreicher Impfung der Sauen können in einem fiktiven 500er Zuchtsauenbetrieb insgesamt 956 Ferkel mehr verkauft werden als vor der Impfung. Die Vollkostenberechnung ergab in vorliegendem Fall einer Verbesserung des Unternehmergewinns um 52.977 € auf Basis einer Ferkelnotierung von 50 €/Ferkel (25 kg). Inklusive der Qualitäts-, Kastrations- und Gewichtszuschläge ergibt sich ein Gesamterlös von 69 € je Ferkel. Eine Differenzierung nach Qualitäts- (97%) und Handelsferkel (3%) wurde gleichfalls vorgenommen.
In der Tabelle sind erste Zahlen aus der Vollkostenbetrachtung für einen Betrieb mit 500 Sauen dargestellt.
Herr Brede steht Ihnen für Detailerklärungen zu den vorgenommenen Kalkulationen gerne zur Verfügung:
Mobil: +49 171 30 50 746
Mail: w.brede@sta-alsfeld.de
1 Gumbert S, Froehlich S, Rieger A, Stadler J, Ritzmann M, Zoels S. Reproductive performance of pandemic influenza A virus infected sow herds before and after implementation of a vaccine against the influenza A (H1N1)pdm09 virus. Porcine Health Manag. 2020 Jan 23;6:4. DOI: 10.1186/s40813-019-0141-x