- Salmonellen können Magen-Darm-Erkrankungen auslösen - nicht nur beim Menschen
- Streptococcus suis infiziert Schweine und Menschen
- Escherichia coli ist neben Krankheitserreger vor allem auch Teil der natürlichen Darmflora
- Rotlauf verursacht teils schwere Erkrankungen, kann jedoch gut behandelt werden
In allen Erregergruppen gibt es spezielle Erreger, die in der Landwirtschaft und in schweinehaltenden Betrieben besonders relevant sind. Ihnen ist gemein, dass sie häufig auftreten und zu folgenschweren Erkrankungen der Tiere führen können, welche den betriebswirtschaftlichen Erfolg stark beeinträchtigen können. Hier die wichtigsten bakteriellen Erreger im Überblick:
Salmonellen sind Bakterien, die vor allem gefährliche Magen-Darm-Erkrankungen auslösen
Salmonellen sind stäbchenförmige Bakterien die weltweit vorkommen. Es gibt über 2.500 Serovare mit vielen unterschiedlichen Gattungen, Arten und Subspezies, die das Krankheitsbild unterschiedlich prägen. Die Gruppe der nicht-typhoidalen Salmonellen verursachen beim Menschen in der Regel Magen-Darm-Entzündungen (Gastroenteritiden), auch als Salmonella-Enteritis oder Salmonellose bezeichnet. S. Typhi und S. Paratyphi A, B oder C hingegen rufen systemische Infektionen mit Darmbeteiligung hervor, auch bekannt unter Typhus und Paratyphus.
Salmonellen sind an Menschen und Tiere adaptiert und vermehren sich in beiden. Sie kommen, mit Ausnahme von S. Typhi und S. Paratyphi A, auch im Magen-Darm-Trakt von Tieren vor, zum Teil bei Säugetieren, Reptilien, Vögeln und Insekten.
Über 500 Serovare sind nachweislich für Menschen krankheitserregend und die beiden häufigsten nachgewiesenen Salmonellen-Serovare sind S. Enteritidis und S. Typhimurium, die einen Anteil von ca. 29 % und ca. 24 % an allen übermittelten Salmonellosen aus dem Jahr 2019 ausmachten.
Beim Schwein gehören S. Typhimurium, S. Choleraesuis und S. Derby zu den am häufigsten nachgewiesenen Serotypen.
Das Streptococcus suis Bakterium infiziert Schweine und ist auf Menschgen übertragbar
Streptococcus suis (S. suis) ist ein kugelförmiges, paarweise oder in Ketten angeordnetes Bakterium, das Schweine infizieren und zu schweren Erkrankungen führen kann. Auch beim Menschen treten Infektionen auf, insbesondere in Asien, wo die Lebensumstände eine Infektion begünstigen können. Streptokokken sind in fast allen schweinehaltenden Betrieben präsent. Kommerzielle Impfstoffe für die Prophylaxe sind bisher nicht verfügbar und so wird sich auf den Einsatz von bestandsspezifischen Impfstoffen fokussiert.
Als Zoonose-Erreger sind die Streptokokken vor allem in den Ländern von Bedeutung, in denen viel Schweinefleisch konsumiert und Menschen und Tiere auf engstem Raum zusammenleben (vornehmlich Südostasien, aber auch Europa). Grundsätzliche gehören Tierärzte, Metzger und Jäger zu den Risikogruppen.
In Asien ist die erhöhte Gefahr von S. suis-Infektionen beim Menschen auf eine Kombination von Faktoren zurückzuführen, einschließlich Lebens- und Essgewohnheiten. In einigen Ländern Asiens werden Schweine auf engstem Raum gehalten, was die Übertragung von Infektionen erleichtert. Darüber hinaus ist der Verzehr von rohem Schweinefleisch und Blut in einigen Teilen Asiens üblich, was das Risiko einer S. suis-Infektion erhöht.
S. suis-Infektionen beim Menschen können zu einer Reihe von Symptomen führen, einschließlich Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschlägen. Neben einer Hirnhautentzündung (Meningitis), Blutvergiftung (Septikämien) und dem Streptokokken-induzierten toxischen Schock-Syndrom (STSS) ist ein permanenter Gehörverlust eine häufig auftretende Komplikation. Die Krankheit kann schwerwiegend sein und in einigen Fällen sogar tödlich verlaufen.
Der One Health-Ansatz ist bei der Bekämpfung von S. suis-Infektionen von großer Bedeutung, da er eine enge Zusammenarbeit zwischen Human- und Tiermedizin erfordert. Die Verbesserung der Hygienepraktiken in der Schweinezucht und -haltung und die Entwicklung von Impfstoffen für Schweine können dazu beitragen, das Risiko einer Übertragung von S. suis auf den Menschen zu reduzieren.
Escherichia coli - zugleich harmlos und überlebenswichtig sowie hochgradig krankmachend
Escherichia coli (E. coli) kommt natürlicherweise im Darm von Menschen und Tieren vor, einschließlich Schweinen. Während die meisten Stämme von E. coli harmlos sind, gibt es einige Stämme, die schwere Infektionen verursachen können, insbesondere wenn sie durch Lebensmittel oder Wasser übertragen werden. Der Konsum von kontaminiertem Schweinefleisch ist eine häufige Ursache für E. coli-Infektionen beim Menschen.
Eine verbesserte Hygiene- und Lebensmittelkontrolle, insbesondere bei der Schweinezucht und -produktion, ist ein wichtiger Faktor zur Verhinderung der Übertragung von E. coli vom Schwein auf den Menschen. Der One Health-Ansatz kann dazu beitragen, die Ausbreitung von krankmachenden E. coli bei Mensch und Tier zu verhindern.
Die Symptome von E. coli-Infektionen können von leichten Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu schweren Erkrankungen wie dem Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS) reichen. HUS ist eine seltene, aber schwere Komplikation, die zu Nierenversagen und sogar zum Tod führen kann. Wir erinnern uns wahrscheinlich alle noch gut an den EHEC-Ausbruch im Sommer 2011 in Deutschland.1
Insgesamt ist E. coli ein wichtiger Faktor in der öffentlichen Gesundheit und erfordert eine multidisziplinäre Zusammenarbeit. Durch eine verbesserte Überwachung, Kontrolle und Vorbeugung kann die Ausbreitung der Bakterien reduziert werden, um die öffentliche Gesundheit zu schützen.
Erysipelothrix rhusiopathiae (Rotlauf) ist für Schweine unbehandelt oft tödlich
Rotlauf (auch Erysipeloid oder der "Schweinerotlauf") ist eine bei Menschen als zunächst hautrötende (erythematöse) Hauterkrankung auftretende Erkrankung, die durch das Bakterium Erysipelothrix rhusiopathiae hervorgerufen wird. Rotlauf ist eine für Schweine, wenn nicht behandelt, meist tödliche Erkrankung. Als Zoonose-Erreger befällt er auch Schafe, Wildtiere und Fische. Vor allem für Schweine bedeutet der Kot von Schafen oder Geflügel eine hohe Infektionsgefahr.
Vor allem Risikogruppen, also Personen, die häufigen Tierkontakt haben, sind besonders gefährdet sich zu infizieren. Dazu gehören Schlachter, Landwirte, Fischer oder Tierärzte. Eine Infektion erfolgt über kleine Hautläsionen.
Bei Menschen treten zunächst lokale und später auch sich ausbreitende, schmerzhafte Rötungen der Haut am Ort des Erregereintritts auf. Komplikationen sind Sepsis und Endokarditiden (Entzündung der Herzinnenhaut).
Beim Schwein ist der Verlauf häufig akut und es kommt zu einer schnellen Verbreitung des Erregers im ganzen Körper mit hohem Fieber. Die Tiere werden apathisch und an den weniger behaarten Körperstellen kommt es oft, aber nicht immer, zur Bildung der typischen roten Flecken, sogenannte 'Backsteinblattern', die der Erkrankung den Namen "Rotlauf" eingetragen haben. Chronische Verläufe können zu Arthritis, Endokarditis und Hautnekrosen führen.